Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Begutachtete Artikel in Fachzeitschriften30 Jahre Deutsche Einheit: Errungenschaften und verbliebene Unterschiede in der Mortalitätsentwicklung nach Alter und Todesursachen

Grigoriev, Pavel; Pechholdová, Markéta; Mühlichen, Michael; Scholz, Rembrandt D.; Klüsener, Sebastian (2021)

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 64(4): 481–490

DOI: 10.1007/s00103-021-03299-9

Hintergrund: Durch die deutsche Teilung wurden 2 kulturell sehr ähnliche Bevölkerungen sehr unterschiedlichen sozioökonomischen Bedingungen ausgesetzt, die sich nach 1989 wieder anglichen. Der Einfluss von Gesundheitsversorgung und Lebensumständen auf Sterblichkeitsunterschiede kann besser erfasst werden, wenn kulturelle Erklärungen weitgehend ausgeblendet werden können.

Ziel der Arbeit: Die Arbeit wertet harmonisierte Todesursachendaten erstmals detailliert nach Alter aus. Hierdurch kann aufgezeigt werden, welche Alter bzw. Geburtsjahrgänge besonders stark durch die deutsche Teilung und Wiedervereinigung in ihrer Mortalität beeinflusst wurden und auf welche Todesursachen dies zurückzuführen ist.

Material und Methoden: Die deutschen Todesursachenstatistiken wurden einem international standardisierten Harmonisierungsverfahren unterzogen, um Unterschieden und Brüchen in der Todesursachencodierung Rechnung zu tragen. Die Daten wurden mit Dekompositionsmethoden analysiert.

Ergebnisse: In den 1980er-Jahren stiegen die Ost-West-Unterschiede stark an, da Westdeutschland gerade in höheren Altern deutlich höhere Rückgänge bei der kardiovaskulären Mortalität erzielen konnte. Nach 1989 konnte Ostdeutschland in vielen Bereichen zum Westen aufholen. Dies gilt besonders für ältere Personen und Frauen, während gerade bei den stark von der ostdeutschen Transformationskrise betroffenen männlichen Geburtsjahrgängen (1950–1970) noch heute Ost-West-Unterschiede sichtbar sind.

Diskussion: Die geringere Lebenserwartung der ostdeutschen Bevölkerung Ende der 1980er-Jahre war primär durch Rückstände bei der kardiovaskulären Revolution bedingt. Die noch heute bestehenden Unterschiede sind eher Spätfolgen der ostdeutschen Transformationskrise als direkte Spätfolgen der Teilung.

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