Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Artikel in ZeitschriftenVereinbarkeit von beruflicher Pendelmobilität mit Familie in Deutschland. Die Folgen für Berufskarriere und subjektives Wohlbefinden.

Rüger, Heiko; Skora, Thomas; Linde, Marina; Sulak, Harun; Waibel, Stine (2018)

Staat und Wirtschaft in Hessen 2/2018: 37–45

In den vergangenen Jahrzehnten hat berufliche Pendelmobilität in Deutschland deutlich zugenommen – sowohl hinsichtlich der Pendeldauer als auch der zurückgelegten Strecke. Ein Grund hierfür besteht darin, dass Karrierechancen an weiter entfernten Orten auch dann genutzt werden können, wenn ein Umzug familienbedingt nicht in Frage kommt. Als „Kehrseite der Medaille“ wird allerdings vermutet, dass das Privat- und Familienleben unter der pendelbedingten Abwesenheit leiden könnte. Der Beitrag untersucht daher folgende Fragen: 1) Pendeln Frauen und Männer in gleichem Maße und profitieren damit von erweiterten Karrierechancen? Welchen Einfluss hat der Übergang zur Elternschaft auf das Pendelverhalten von Frauen und Männern? 2) Welche Auswirkungen hat Pendeln auf die subjektive Lebensqualität von Frauen und Männern? Die Befunde zeigen erstens, dass der Übergang zur Elternschaft eine Zäsur darstellt: Erst wenn Kinder im Haushalt sind, unterscheidet sich das Pendelverhalten von Frauen maßgeblich von dem der Männer. Mögliche Nachteile, die sich hieraus für die Karriereentwicklung ergeben können, werden im Beitrag diskutiert. Zweitens zeigt sich, dass insbesondere Frauen und Personen mit Kindern über eine geringere Lebensqualität berichten, wenn sie lange Pendeldauern aufweisen. Die Befunde verweisen damit insgesamt auf Ambivalenzen beim beruflichen Pendeln – dem Nutzen für die Karriereentwicklung stehen vielfältige soziale Kosten gegenüber –, die auch von Seiten der Politik stärker in den Blick genommen werden sollten.