Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Begutachtete Artikel in FachzeitschriftenMehr Kinderlose oder weniger Kinderreiche?

Eine Dekomposition der demografischen Treiber in unterschiedlichen Phasen des Geburtenrückgangs in Deutschland

Bujard, Martin; Sulak, Harun (2016)

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 68(3): 487–514

DOI: 10.1007/s11577-016-0373-6

Der Rückgang der Kohortenfertilität im Zuge des zweiten demografischen Übergangs wird vor allem durch den Anstieg der Kinderlosigkeit und den Rückgang des Kinderreichtums verursacht. Welcher dieser Effekte in Deutschland stärker ist, war in der Literatur lange umstritten. Eine exakte Quantifizierung der einzelnen Effekte steht noch aus. In dieser Arbeit wird eine Dekompositionsmethode entwickelt, mit der sich die Stärke der einzelnen demografischen Treiber für den Vergleich zwischen zwei endgültigen Kohortenfertilitätsraten (CTFR) berechnen lässt. Diese Methode wird für den Vergleich der deutschen CTFR für die Jahrgänge 1933–1968, zwischen denen der zweite Geburtenrückgang stattgefunden hat, angewendet. Es wird nach Zwischenphasen und Regionen differenziert. Der Geburtenrückgang lässt sich in vier Komponenten aufteilen: Veränderungen der Kinderlosigkeit und des Kinderreichtums, ein Interaktionseffekt und eine veränderte Relation der Paritäten 1 und 2. Der Effekt der zunehmenden Kinderlosigkeit auf den gesamten CTFR-Rückgang Deutschlands beträgt 25,9 Prozent, der der Abnahme des Kinderreichtums 68,0 Prozent und der Interaktionseffekt 6,1 Prozent. Die Relation der Paritäten 1 und 2 hat sich kaum verändert. Dahinter verbergen sich allerdings zwei völlig unterschiedliche Phasen: Zunächst war ausschließlich der Rückgang kinderreicher Frauen verantwortlich, seit der Kohorte 1947 zu zwei Dritteln die zunehmende Kinderlosigkeit. Die Befunde sind für Theorien des Geburtenrückgangs relevant, da sich Erklärungen der zunehmenden Kinderlosigkeit von solchen des Rückgangs höherer Paritäten deutlich unterscheiden.

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