Beiträge in SammelbändenVerantwortete Elternschaft: „Für die Kinder nur das Beste“
Ruckdeschel, Kerstin (2015)
In: Schneider, Norbert F.; Diabaté, Sabine; Ruckdeschel, Kerstin (Hrsg.): Familienleitbilder in Deutschland. Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft 48. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich: 191–205 [begutachtet]
Das Leitbild Verantwortete Elternschaft ist in Deutschland stark präsent und prägt die Vorstellungen von Elternschaft. In diesem Leitbild findet sich einerseits das Fördergebot, das heißt Kinder sollten beim Aufwachsen intensiv begleitet werden, sie werden also nicht „von alleine groß“. Diese Leitbilddimension findet individuell breite Zustimmung und wird auch in der Gesellschaft häufig wahrgenommen. Sie verbindet verschiedenste Elterntypen und wird als gesellschaftlicher Anspruch an Eltern empfunden. Insgesamt kann von einem stark in der Gesellschaft verankerten Leitbildbestandteil gesprochen werden. Auf der anderen Seite steht das Gebot der Mutternähe und Aufopferung, das Fremdbetreuung von unter 3-Jährigen ablehnt und die Rückstellung eigener Bedürfnisse hinter die des Kindes fordert. Diese Leitbilddimension differiert sowohl zwischen individueller und gesellschaftlicher Ebene als auch zwischen einzelnen gesellschaftlichen Subpopulationen. Dabei werden die Ansprüche vor allem als gesellschaftliche Erwartungen wahrgenommen, die auf individueller Ebene aber überwiegend abgelehnt werden. Eltern, die vor allem das Fördergebot bejahen, stellen die größte Gruppe dar, gefolgt von Eltern, die zusätzlich eine Kinderbetreuung innerhalb der Familie einer externen vorziehen. Die beiden extremen Typen, das heißt Eltern, die dem Leitbild der Verantworteten Elternschaft sehr distanziert gegenüberstehen genauso wie diejenigen, die es in allen seinen Aspekten bejahen, sind ebenfalls relativ stark vertreten.