Beiträge in SammelbändenLeitbilder der Elternschaft: Zwischen Kindeswohl und fairer Aufgabenteilung
Diabaté, Sabine, Lück, Detlev; Schneider, Norbert F. (2015)
In: Schneider, Norbert F.; Diabaté, Sabine; Ruckdeschel, Kerstin (Hrsg.): Familienleitbilder in Deutschland. Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft 48. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich: 247–267 [begutachtet]
Die Vorstellungen, wie Elternschaft idealerweise gestaltet werden sollte, sind vielfältig. Mit den Daten der Familienleitbildstudie (FLB) konnten mittels Hauptkomponentenanalyse auf individueller wie auf gesellschaftlicher Ebene jeweils zwei Elternschaftsleitbilder identifiziert werden: Im Kern des einen Leitbildes steht die Vorstellung einer komplementären Geschlechterrollenteilung der Eltern (Leitbild der komplementären Elternrollen), verbunden mit der Ablehnung externer Kinderbetreuung. Das andere Leitbild ist durch reduziertes berufliches Engagement des Vaters bei hohen Ansprüchen an eine verantwortete Elternschaft gekennzeichnet (Leitbild der kindzentrierten Erziehungsarbeit). Während die Verbreitung der Elternschaftsleitbilder auf individueller Ebene sozialstrukturell durchaus variiert, bestehen bei den gesellschaftlich wahrgenommenen Leitbildern diese Unterschiede nicht. Sowohl im Hinblick auf individuelle wie auf gesellschaftliche Leitbilder ist das auf einer stärkeren Väterbeteiligung in der Erziehung basierende Leitbild weiter verbreitet. Festzustellen ist jedoch auch, dass die Elternschaftsleitbilder ambivalent und widersprüchlich sind. Rund die Hälfte der 20- bis 39-Jährigen stimmt entweder beiden oder keinem der beiden Leitbilder zu. Beim Abgleich zwischen Leitbild und faktischer Lebensrealität zeichnet sich eine Tendenz ab, dass Menschen Leitbild und reale Ausgestaltung der Elternschaft in Einklang bringen. Allerdings lebt auch ein relevanter Teil nicht konform mit dem eigenen Leitbild.