Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Beiträge in SammelbändenFamilie XXL. Leitbild Kinderreichtum?

Diabaté, Sabine, Ruckdeschel, Kerstin; Dorbritz, Jürgen; Lux, Linda (2015)

In: Schneider, Norbert F.; Diabaté, Sabine; Ruckdeschel, Kerstin (Hrsg.): Familienleitbilder in Deutschland. Beiträge zur Bevölkerungswissenschaft 48. Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich: 171–190 [begutachtet]

Kinderreiche Familien sind in Deutschland zu einer immer kleineren Gruppe geworden. Die Sichtweisen auf die Familien mit drei oder mehr Kindern sind ambivalent: Einerseits werden aus der individuellen Sicht viele Kinder als etwas ganz Wundervolles gesehen. Andererseits wird in der Gesellschaft ein negatives Image gegenüber Großfamilien wahrgenommen. Dies kann mit den hohen und teilweise überfrachteten Erwartungen an die Elternrolle erklärt werden. Dabei entstehen Ängste, den individuellen und gesellschaftlichen Ansprüchen an eine „ideale“ Elternschaft nicht gerecht werden zu können, wodurch die Entscheidung für eine Familiengründung oder -erweiterung erschwert werden könnte. Von den Kinderreichen wird außerdem angenommen, dass sie zu wenig Zeit und Geld für jedes ihrer Kinder aufbringen können und damit die Normen des Leitbildes der Verantworteten Elternschaft verletzt werden. Bezüglich des Kinderreichtums konnten drei gesellschaftlich wahrgenommene Leitbilder identifiziert werden. Das erste wurde mit dem Begriff der Distanz gegenüber Kinderreichen bezeichnet. Bestandteile sind eine negative Sicht auf Kinder, die Einstellung, mehrere Kinder sollten nur die haben, die es sich leisten können, das Empfinden, dass Kinderreiche „asozial“ sind und die Überzeugung, dass in kinderreichen Familien die Kinder nicht genügend Aufmerksamkeit erhalten. Ein zweites Leitbild bringt eine gemischtgeschlechtliche Geschwisterorientierung zum Ausdruck. Ein weiteres Kind wird angestrebt, da das erste kein Einzelkind bleiben und das Geschwisterkind ein anderes Geschlecht haben soll, ein Stammhalter erwünscht ist und/oder die Öffentlichkeit positiv reagiert, wenn zu einer Familie Mädchen und Jungen gehören. Ein drittes Leitbild entspricht einem positiv konnotiertem Kinderreichtum: Viele Kinder werden als etwas Wundervolles gesehen und von der Allgemeinheit wird angenommen, dass Kinder zu haben als sehr wichtig angesehen wird.

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