Begutachtete Artikel in FachzeitschriftenZirkuläre berufsbezogene Mobilität in Deutschland
Vergleichende Analysen mit zwei repräsentativen Surveys zu Formen, Verbreitung und Relevanz im Kontext der Partnerschafts- und Familienentwicklung
Rüger, Heiko; Feldhaus, Michael; Becker, Katharina; Schlegel, Monika (2011)
Comparative Population Studies 36(1): 193–220
DOI: 10.4232/10.CPoS-2011-05de
Die Mobilitätsanforderungen in der Arbeitswelt nehmen zu und gleichzeitig sind vielfältigere und komplexere Formen berufsbezogener Mobilität zu beobachten. Der Zusammenhang zwischen berufsbezogenem Mobilitätsverhalten und familienbezogenen Prozessen erfährt in der Folge zunehmende Aufmerksamkeit im Bereich der Mobilitäts- und Familienforschung. Erfassung und Analyse berufsbezogener Mobilität erfolgten jedoch bisher selten einheitlich und systematisch. Mit dem europäisch-vergleichenden Survey „Job Mobilities and Family Lives in Europe“ (JobMob) und dem „Beziehungs- und Familienpanel“ (pairfam) liegen für Deutschland zwei repräsentative Datensätze vor, die weitgehend vergleichbare Operationalisierungen bereithalten. Dies erlaubt es, in systematischer Weise vergleichende Analysen durchzuführen. Damit bietet sich in diesem Forschungsfeld erstmalig die Möglichkeit, inhaltliche Befunde einer unmittelbaren wechselseitigen Validierung zu unterziehen und diese auf ihre Generalisierbarkeit zu überprüfen.
Der vorliegende Beitrag verfolgt diesbezüglich drei zentrale Ziele. Zunächst wird für die beiden Surveys ein gemeinsamer Indikator für zirkuläres berufsbezogenes Mobilitätsverhalten vorgestellt. Auf der Grundlage dieses gemeinsamen Indikators wird die Verbreitung verschiedener Mobilitätsformen und deren Zusammensetzung nach zentralen soziodemografischen Merkmalen für beide Stichproben im Vergleich untersucht. Darüber hinaus wird anhand multivariater Analysen die Relevanz berufsbezogener Mobilität im Kontext der Partnerschafts- und Familienentwicklung illustriert. Die Befunde verweisen dabei auf das Mobilitätsverhalten als wichtigen individuellen Kontextfaktor bei der Erklärung partnerschaftlicher und familialer Prozesse. Insbesondere beruflich mobile Frauen leben demnach seltener in hoch institutionalisierten Partnerschaften und sind seltener Mütter.