Begutachtete Artikel in FachzeitschriftenWachstum der Weltbevölkerung und nachhaltige Tragfähigkeit
Swiaczny, Frank; Schulz, Reiner (2009)
Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 4(2): 136–144
DOI: 10.1007/s00003-009-0477-2
Das globale Wachstum der Weltbevölkerung und die Folgen der zunehmenden Verstädterung lassen angesichts der weltweiten Verbreitung von Armut und Unterernährung die Frage nach den künftigen Grenzen der agraren Tragfähigkeit der Erde aufkommen. Das von den UN-Modellrechnungen, die in der vorliegenden Veröffentlichung im Überblick vorgestellt werden, vorausberechnete weitere Bevölkerungswachstum und der Flächenverbrauch durch die zunehmende Verstädterung und Industrialisierung lassen die pro Kopf der Weltbevölkerung für die Nahrungsmittelproduktion verfügbare Anbaufläche bis zur Jahrhundertmitte deutlich schrumpfen. Hinzu kommen die gegenwärtig nur schwer absehbaren Auswirkungen von Bodendegradation und Klimawandel auf die Produktion von Nahrungsmitteln. Ob es hinsichtlich der Tragfähigkeit eine mehr als theoretische Grenze für die Zahl an Menschen gibt, die auf der Erde unter optimalen Bedingungen ernährt werden können, ist umstritten. Trotz eines Rückgangs an agrarer Nutzfläche pro Kopf geht die FAO in ihrer Prognose aktuell davon aus, dass das globale Angebot an Kalorien pro Kopf der Weltbevölkerung bis 2030 gesteigert und die Anzahl von Unterernährung betroffener Menschen deutlich reduziert werden kann. Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Produktion von Nahrungsmitteln aber vor allem im Kontext der aktuellen Produktionsbedingungen und der Konkurrenz zu anderen Konsumbereichen zu betrachten und diesbezüglich ist nach Berechnungen des Global Footprint Networks, die hier herangezogen werden, bereits in den 1980er Jahren die Biokapazität der Erde für eine nachhaltige Entwicklung überschritten worden. Setzt sich die derzeitige Entwicklung fort, wird unter Einbeziehung des von der UN angenommenen globalen Bevölkerungswachstums die Biokapazität der Erde bis 2050 um mehr als das Doppelte überschritten werden.