MonografienSoziodemographische Merkmale und psychophysisches Befinden älterer türkischer Migrantinnen und Migranten in Deutschland
Eine Untersuchung auf Basis der Haupt- und Zusatzbefragung des Generations and Gender Survey der ersten Welle
Hubert, Sandra; Althammer, Jörg; Korucu-Rieger, Canan (2009)
Schriftenreihe des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung 39. Berlin: Pro Business
Unter Verwendung der ersten Welle der in Deutschland durchgeführten Zusatzbefragung des Generations and Gender Survey (GGS) werden die objektiven und subjektiven Lebenslagendimensionen (soziodemographische und migrationsspezifische Merkmale, berufliche und materielle Situation, familiäres Netzwerk, subjektives Wohlbefinden und Gesundheit) älterer türkischer Migranten ab 50 Jahre, die überwiegend anlässlich des bilateralen Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei als „Gastarbeiter“ oder Familiennachzügler in das Land wanderten, zunächst deskriptiv untersucht. Zur besseren Einschätzung und Bewertung der Ergebnisse werden die Daten mit den entsprechenden Werten der deutschen Befragten ohne Migrationsbiographie aus der Hauptbefragung des GGS verglichen und Differenzen auf Signifikanz getestet. Ziel war es darüber hinaus, Ordered Probit- und Logit-Regressionsmodelle zur Untersuchung des subjektiven Wohlbefindens und der Gesundheit zu schätzen. Der subjektive Gesundheitszustand der Frauen lässt sich insgesamt etwas besser als der der Männer erklären. Dabei besitzt der objektive Indikator „Angewiesenheit auf regelmäßige Hilfe bei täglichen Verrichtungen“ ein erhebliches Gewicht, daneben die Prädiktoren finanzielles Wohlbefinden und deutsche Sprachkenntnisse. Der Gesundheitszustand der Migrantinnen verschlechtert sich zusätzlich durch emotionale Einsamkeit. Soziale Indikatoren kommen eher in den deutschen Modellschätzungen zum Tragen. Einsamkeit als Indikator für das Wohlbefinden wird teilweise durch das soziale Netzwerk abgefedert, aber wesentlich schwächer als erwartet. Eine Systematik ergibt sich nicht. Wirkungsvoll ist jedenfalls die Existenz einer Partnerschaft. Teilweise senken die eigenen Kinder und Gesprächspartner für persönliche Belange die Wahrscheinlichkeit für soziale Einsamkeit, während sich der Verbleibswunsch als wirksam für die Abwesenheit emotionaler Einsamkeit erweist. Darüber hinaus wurden soziale Migrantencluster per Faktoren- und Clusteranalysen generiert, um die Auswirkung clusterbeeinflusster Akkulturationsstrategien auf das Wohlbefinden und den Gesundheitszustand messen zu können, welche aber lediglich tendenziell bestehen. Alle Untersuchungen werden nach dem Geschlecht getrennt vorgenommen.