Pressemitteilung | 11.07.2024Trotz sinkenden Geburtenniveaus wächst die Weltbevölkerung weiter
Der Trend ist eindeutig: Weltweit bekommen Frauen heute durchschnittlich ein Kind weniger als noch im Jahr 1990. Dies geht aus den am heutigen Weltbevölkerungstag (11. Juli) veröffentlichten Vorausberechnungen der Vereinten Nationen (UN) hervor. Der Rückgang des Geburtenniveaus hat in den vergangenen Jahrzehnten alle Regionen erfasst. Gegenwärtig haben Frauen weltweit im Durchschnitt 2,2 Kinder. Aufgrund der Trägheit demografischer Prozesse dauert es dennoch bis 2084, bevor die Weltbevölkerung bei knapp über zehn Milliarden Menschen ihr Maximum erreicht. Danach wird erwartet, dass die sinkende Zahl an Geburten durch die wachsende Zahl an Sterbefällen überholt wird und die Weltbevölkerung nicht nur altert, sondern auch zu schrumpfen beginnt.
Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
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Bis dahin wird, nach der mittleren Variante der UN Vorausberechnung, die absolute Zahl der Menschen weltweit aber weiterhin ansteigen. Hierfür sieht Dr. Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) Subsahara-Afrika als Schlüsselregion. Während eine steigende Zahl an Ländern Sterbeüberschüsse verzeichne, liege das Geburtenniveau dort noch immer bei durchschnittlich 4,3 Kindern je Frau, so Swiaczny.
Bis zum Ende des Jahrhunderts werde die Region als Folge des hohen Geburtenniveaus von heute 1,2 auf 3,4 Milliarden Menschen weiter anwachsen, selbst wenn das Geburtenniveau in diesem Zeitraum auf zwei Kinder je Frau sinken sollte. „Die Zukunft der Weltbevölkerung hängt wesentlich von der Entwicklung in Subsahara-Afrika ab“, so Swiaczny. Der Grund dafür liege in der extrem jungen Altersstruktur, erklärt Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW). In dieser Weltregion, wo über 40 Prozent der Menschen unter 15 Jahre alt sind, bekämen viele Mädchen immer noch sehr früh und in der Folge häufig mehr Kinder, als sie adäquat versorgen können. Zudem bedeuteten Teenagerschwangerschaften in sehr vielen Fällen das Ende der Schullaufbahn, womit Frauen und Mädchen die Chancen auf eine Ausbildung und ein eigenständiges Einkommen genommen wird. „Dabei birgt der weibliche Teil der Bevölkerung, immerhin die Hälfte von acht Milliarden Menschen, ein enormes Potenzial“, so Kreutzberg, der betont: „Investitionen in Ausbildung, Aufklärung und den Zugang zu Verhütungsmitteln sind immer auch eine Investition in Stabilität und Sicherheit.“
Die Gleichberechtigung von Frauen sei nicht nur für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung in Subsahara-Afrika zentral, betont Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung: „Nur, wenn Mädchen und Frauen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit und Gesundheitsversorgung haben, können sie ein selbstbestimmteres Leben führen, nicht zuletzt in Sachen Familienplanung.“ Auch in Regionen mit niedrigen Geburtenraten muss sich die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern weiter verbessern. Hinz unterstreicht: „Nach wie vor stecken mehrheitlich Frauen bei der Erwerbstätigkeit zurück, um Kinder und Ältere zu betreuen, zu erziehen und zu pflegen. Eine gerechtere Verteilung der Sorgeverantwortung ist nicht nur aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit wichtig, sondern auch, um besser für eine alternde Bevölkerung gewappnet zu sein.“
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