Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Pressemitteilung • 22.06.2022Homeoffice kann Konflikte zwischen Beruf und Familie reduzieren – insbesondere bei ausgiebiger Nutzung

Büroarbeit in den eigenen vier Wänden ist seit Beginn der Corona-Pandemie weit verbreitet. Eine neue Studie hat nun untersucht, wie viel Zeit im Homeoffice Beschäftigten hilft, Konflikte zwischen Beruf und Familie zu reduzieren, und welche Faktoren dabei entscheidend sind.

Ein internationales Forscherteam um die Soziologin Dr. Inga Laß vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) hat die Ergebnisse im renommierten Fachmagazin „Work, Employment and Society“ veröffentlicht. Wie das Forschungsteam am Beispiel australischer Daten für die Zeit vor der Pandemie belegt, kommt es wesentlich darauf an, wie viel Zeit pro Woche die Beschäftigten im Homeoffice arbeiten. „Homeoffice wirkt vor allem dann konfliktmindernd, wenn nicht nur ein kleiner Teil, sondern die meiste Zeit des Arbeitspensums zuhause erledigt wird“, erklärt Dr. Laß. Beschäftigte mit großzügiger Homeoffice-Nutzung verfügen der Studie zufolge über eine bessere Kontrolle ihrer Arbeitszeit und gewinnen durch reduzierte Pendelwege mehr Familienzeit. Allerdings werden diese Vorteile teils dadurch konterkariert, dass Homeoffice auch die Arbeit zu Randzeiten und am Wochenende begünstigt.

Mütter profitieren stärker als Väter

Mit Blick auf die Reduktion des Konflikts zwischen Beruf und Familie profitieren Mütter insgesamt stärker vom Homeoffice als Väter. Das Autorenteam sieht eine mögliche Ursache in geschlechtsspezifischen Nutzungsmustern von Homeoffice. „So nutzen Mütter den Zugewinn an Flexibilität und die eingesparte Pendelzeit häufiger als Väter auch dafür, familiären Anforderungen gerecht zu werden“, erklärt Dr. Laß. Insgesamt zeigt die Studie bei einer starken Homeoffice-Nutzung aber einen konfliktreduzierenden Effekt – und zwar sowohl für Mütter als auch für Väter. Dies kann sich positiv auf das Wohlbefinden, die Erwerbsbeteiligung und das Familienleben auswirken.

Auch für Deutschland zeigen Umfragedaten aus der Zeit vor der Pandemie, dass Beschäftigte im Homeoffice Arbeit und Privatleben häufig besser miteinander vereinbaren konnten. Großzügige Homeoffice-Regelungen blieben bis zum Beginn der Pandemie allerdings nur einem kleinen Teil der Beschäftigten vorbehalten. Dies war teils darauf zurückzuführen, dass Homeoffice bei vielen Tätigkeiten nicht möglich ist, teils aber auch darauf, dass es von den Arbeitgebenden häufig nicht angeboten wurde oder Arbeitnehmende es nicht „gewohnt“ waren. Eine neue Balance zwischen Präsenz und Homeoffice mit verstärkter Homeoffice-Nutzung nach der Pandemie könnte somit vielen Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spürbar erleichtern.

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