Pressemitteilung | 02.06.2021Alterung bremst globales Bevölkerungswachstum
Gegenwärtig leben etwa 7,8 Milliarden Menschen auf der Erde - und jedes Jahr kommen rund 80 Millionen hinzu. Diese Zahl ergibt sich aus der Differenz von etwa 140 Millionen Neugeborenen und fast 60 Millionen Sterbefällen. Aktuelle Berechnungen der Vereinten Nationen gehen allerdings davon aus, dass die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen, also der Geburtenüberschuss, von nun an deutlich sinken wird.
Der einsetzende Rückgang des Geburtenüberschusses resultiert in erster Linie aus dem Anstieg der Sterbefälle bei den über 60-Jährigen. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Lebenserwartung weltweit angestiegen und damit auch die Zahl der Menschen in dieser Altersgruppe. „Die Alterung der globalen Bevölkerung beginnt sich in der Sterblichkeit niederzuschlagen“, erklärt Dr. Elke Loichinger, Expertin für Weltbevölkerung am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB). „Zwar nehmen die Sterbefälle in dieser Altersgruppe schon seit längerer Zeit zu, dieser Effekt wurde bisher aber durch den Rückgang der Säuglings- und Kindersterblichkeit weitgehend ausgeglichen, so dass die Anzahl der Gestorbenen insgesamt kaum zunahm.“
Im Gegensatz dazu verharrt die Anzahl der Geburten auf einem konstanten Niveau. Obwohl die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau im weltweiten Vergleich schon seit dem Ende der 1960er Jahre sinkt, geht die Anzahl der Neugeborenen bisher nicht zurück. Das liegt an der demografischen Trägheit: Die in weiten Teilen der Welt noch relative junge Bevölkerung sorgt dafür, dass in vielen Ländern trotz abnehmender durchschnittlicher Kinderzahl die Zahl der Geburten zunächst weiterwächst und auf absehbare Zeit nur ein sehr langsamer Rückgang erwartet wird.
„In der Mehrheit der Länder werden mittelfristig jedes Jahr weiterhin mehr Menschen geboren werden, als sterben. Die Zahl der Länder, in denen es keinen Geburtenüberschuss mehr gibt, wächst jedoch kontinuierlich - auch China wird in absehbarer Zeit dazugehören“, erklärt Dr. Loichinger. Dies führt dazu, dass die Zahl der Mensch auf unserem Planeten in den nächsten Jahrzehnten weiter steigen wird, allerdings mit geringerer Dynamik.
Wann die Anzahl der weltweiten Sterbefälle die Anzahl der Geburten überschreiten und es kein weiteres Bevölkerungswachstum mehr geben wird, lässt sich nicht genau vorhersagen. Nach Berechnungen der UN könnte diese Situation bei einer Bevölkerung von elf Milliarden Menschen um das Jahr 2100 eintreten, wenn sich in Ländern mit hoher Fertilität der Rückgang mit der bisherigen Geschwindigkeit fortsetzt. Da dieser Trend auch von Erfolgen bei den nachhaltigen Entwicklungszielen abhängt und nicht genau vorhergesagt werden kann, könnte dies auch schon früher oder erst später sein.
Quelle: BiB