Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Grafik des Monats | 02.12.2020Steigende Mieten in den Städten verstärken die Stadt-Land Wanderung

Rund 2,8 Millionen Menschen ziehen in Deutschland pro Jahr in einen anderen Kreis um. Waren bis vor wenigen Jahren die Großstädte das bevorzugte Ziel der Binnenwanderung, so werden mittlerweile die Umlandgemeinden immer beliebter. Die neue Phase der Suburbanisierung ist unter anderem auf den Anstieg der Mieten und Immobilienpreise in den Großstädten zurückzuführen. Dies zeigt eine neue Studie von Forscherinnen und Forschern des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), die jetzt im Fachblatt Population, Space & Place erschienen ist.

Der Immobilienmarkt beeinflusst die Binnenwanderung

Die Studie belegt erstmals einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Mietpreise und Stadt-Land Wanderung, wonach steigende Mieten in der Stadt mit sinkenden Zuzügen und steigenden Fortzügen einhergehen. „Je teurer die Mieten in den Großstädten werden, desto mehr Menschen ziehen raus in die Umlandgemeinden“, fasst der Soziologe Dr. Nico Stawarz die Ergebnisse zusammen.

Hohe Mieten in Berlin und München haben deutliche Auswirkungen

Beispiele aus Berlin und München verdeutlichen, wie der Immobilienboom in den Großstädten die Umzugsentscheidungen beeinflusst hat: In Berlin sind die Mieten zwischen 2007 und 2017 um 45 Prozent auf über 10 Euro pro Quadratmeter angestiegen, in München kletterten sie im gleichen Zeitraum um 35 Prozent auf über 16 Euro. Auch als Folge der Mietpreissteigerung verzeichneten Berlin und München im Jahr 2018 deutliche Wanderungsverluste gegenüber dem Umland, wie die zirkuläre Grafik zeigt. Von Berlin sind 15.000 mehr Personen nach Brandenburg gezogen als in die Gegenrichtung. München verzeichnete gegenüber dem oberbayerischen Umland mit 13.000 Personen einen ähnlich hohen Wanderungsverlust.

Grafik zu Nettowanderungen (ab 370 Personen) zwischen 52 Regionen und Großstädten in Deutschland im Jahr 2018. Binnenwanderung in Deutschland in 2018 Dargestellt sind die Nettowanderungen (ab 370 Personen) zwischen 52 Regionen und Großstädten. Die Farbe zeigt die Richtung, die Breite deren Größe an. Beispiel: 2018 sind knapp 15.000 mehr Menschen von Berlin nach Brandenburg gezogen als in die Gegenrichtung. Quelle: BiB/Destatis

Eine neue Phase der Suburbanisierung

Die Zunahme der Stadt-Land Wanderung zeigt sich seit etwa fünf Jahren deutschlandweit. „Wir befinden uns gegenwärtig in einer neuen Phase der Suburbanisierung“, erklärt der Demograph Dr. Matthias Rosenbaum-Feldbrügge vom BiB. „Der Trend der letzten Jahre heißt: Raus aus der Großstadt und rein in die ballungsraumnahen Umlandgemeinden.“ Lediglich im Osten Deutschlands hat die neue Phase der Suburbanisierung erst mit einer gewissen Verzögerung begonnen. Dies liegt auch am vergleichsweise geringeren Anstieg der Mietpreise und der weniger stark ausgeprägten Wohnungsknappheit in den ostdeutschen Städten. So haben Erfurt und Halle/Saale im Jahr 2018 durch die Land-Stadt Wanderung weiterhin an Bevölkerung gewonnen.

Zukünftige Entwicklung bleibt abzuwarten

Ob sich der aktuelle Trend zur Suburbanisierung in den nächsten Jahren weiter verstärken wird, hängt auch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie ab. So scheint die Nachfrage nach Wohnraum mit eigenem Garten im Umland der Großstädte in Folge der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen gestiegen zu sein. Auch die Ausweitung der Homeoffice-Angebote könnte die Stadt-Land Wanderung verstärken, da das tägliche Pendeln in die Großstadt so reduziert werden kann.

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Pressekontakt

Dr. Christian Fiedler
Telefon: 0611 75 4511
E-Mail: presse@bib.bund.de

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