Pressemitteilung | 29.06.2020COVID-19: Sterblichkeit muss in Deutschland besser und schneller erfasst werden
Die COVID-19-Pandemie hat bei der Erfassung und Dokumentation des Sterblichkeitsgeschehens in Deutschland erhebliche Mängel offenbart. Dazu gehören lange Informationswege, die fehlende zentrale Erfassung von Mortalitätsdaten und der mangelnde Zugang zu aussagekräftigen Daten für Forschung und Öffentlichkeit. Diese Defizite hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in einer aktuellen Veröffentlichung des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) benannt.
Demnach behindert die unzureichende Erfassung der Sterblichkeit kurz- und langfristig den Schutz der in Deutschland lebenden Menschen - und zwar sowohl gegen epidemisch auftretende Infektionskrankheiten als auch gegen chronische nichtinfektiöse Krankheiten. So lässt sich mit den vorhandenen Daten nur schwer einschätzen, wie sich COVID-19 auf die Sterblichkeit auswirkt. Für diese und andere Erkrankungen könnten durch eine genauere und schnellere Erfassung Risikofaktoren besser berücksichtigt werden. Zusätzlich schaden die Erhebungsmängel auch der epidemiologischen und demografischen Forschung. Nicht zuletzt für die Öffentlichkeit sind schnell verfügbare und vor allem verlässliche Informationen zum Sterbegeschehen von hoher Bedeutung.
„Mit relativ einfachen Mitteln könnte die statistische Erfassung der Sterblichkeit deutlich effizienter werden und sich damit auch zu einer besseren Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen nicht nur in Pandemiezeiten entwickeln“, erklärt Prof. Dr. Norbert F. Schneider vom BiB. Die Autoren erneuern ihre Empfehlung zum Aufbau und zur Weiterentwicklung eines bundesweiten Mortalitätsregisters. „Um das wissenschaftliche Potenzial eines Mortalitätsregisters auch erschließen zu können, ist zudem ein nutzungsfreundlicher und qualitätssichernder Datenzugang für die Forschung, beispielsweise durch ein Forschungsdatenzentrum, unabdingbar“, so die Vorsitzende des Rates für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD), Prof. Regina T. Riphahn, Ph.D.