Grafik des Monats | 17.12.2019Hochzeit „in weiß“: In Westdeutschland heiraten viele Paare im Dezember
Der Sommer ist in Deutschland die beliebteste Jahreszeit für eine Hochzeit: Gut 69 Prozent der Paare lassen sich von Mai bis Oktober trauen, die restlichen 31 Prozent verteilen sich auf die andere Jahreshälfte von November bis April.
Quelle: BiB
Abweichend davon hat sich auch der Dezember als beliebter Heiratsmonat etabliert: In insgesamt 16 Städten und Landkreisen - darunter München, Stuttgart, Bonn, Aachen oder Münster - ist er sogar der häufigste Heiratsmonat. Dies hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung auf Basis der amtlichen Statistik für das Jahr 2017 berechnet.
Bei der Beliebtheit des Heiratsmonats Dezember zeigen sich auch knapp drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung noch deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In den ostdeutschen Flächenländern lässt sich nur jedes 18. Paar im letzten Monat des Jahres trauen, in Westdeutschland ist es hingegen jedes 10. Dies erklärt sich nicht nur mit regionalen Vorlieben für bestimmte Monate, sondern auch durch ökonomische Beweggründe: Wenn sich ein Paar bis zum 31. Dezember traut, gilt es steuerrechtlich für das gesamte abgelaufene Jahr als verheiratet. Von dem Ehegattensplitting in der Steuererklärung können insbesondere Paare mit großen Gehaltsunterschieden finanziell profitieren. „Weil die Erwerbstätigkeit von Frauen in Ostdeutschland höher ist als im Westen, sind die Unterschiede beim Einkommen zwischen den Partnern meist nicht so groß. Dadurch bestehen geringere Anreize, durch eine Heirat im Dezember noch rückwirkend für das ganze Jahr Anspruch auf das Ehegattensplitting zu haben“, erklärt der Geograph Dr. Sebastian Klüsener vom BiB. In Westdeutschland hingegen sind die Einkommensdifferenzen tendenziell größer - insofern spiegeln sich in den Zahlen auch Ost-West-Unterschiede in der ökonomischen Gleichstellung von Mann und Frau wider.