Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Grafik des Monats – August 2012 | 31.08.2012Sohnpräferenz nimmt in vielen Ländern zu

In vielen Ländern werden seit einigen Jahren deutlich mehr Jungen geboren als von Natur aus üblich. So kommen in China auf 100 neugeborene Mädchen etwa 120 Jungen, in Aserbaidschan sind es 117 und in Armenien 115. Wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) mitteilt, beträgt das Geschlechterverhältnis bei Geburt in den meisten Ländern der Erde lediglich 100:105.

Ursache für die starke Verschiebung ist eine Sohnpräferenz - vor allem in Gesellschaften, in denen das Erbe einem Sohn übertragen wird oder Töchter mit einer hohen Mitgift ausgestattet werden. Dies führt häufig dazu, dass weibliche Föten abgetrieben werden. Mit der Verbreitung moderner Pränataltechnik hat sich das Ungleichgewicht sogar verschärft. „Die Geschlechtsbestimmung im Mutterleib hat die selektive Abtreibung erst ermöglicht“, so Dr. Christian Fiedler vom BiB. Ende der 1980er Jahre lag das Geschlechterverhältnis Neugeborener in China noch bei 100:110, in Aserbaidschan und Armenien bei 100:107 - und war damit deutlich ausgeglichener als heute.

Die Folgen dieses Ungleichgewichts wirken langfristig: Viele Männer finden später keine Partnerin und bleiben unverheiratet. Alleine in China werden jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Mädchen weniger geboren als Jungen. In Südkorea hingegen konnte eine Trendwende eingeleitet werden: Hier erreichte das Geschlechterverhältnis Mitte der 1980er Jahre den Wert von 100:114, mittlerweile ist dieser wieder auf 100:110 gesunken. Die verbesserte Stellung der Frau in der Gesellschaft, eine gestiegene Erwerbsbeteiligung und eine Medienkampagne für Mädchengeburten scheinen die Sohnpräferenz allmählich aufzulösen.


Die Grafik zeigt ein Balkendiagramm, dass das Geschlechterverhältnis bei Geburt für ausgewählte Länder für die Jahre 1985 bis 1990 und 2005 bis 2010 darstellt. Geschlechterverhältnis bei Geburt


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