Grafik des Monats – Juni 2012 | 27.06.2012Großes Defizit an jungen Frauen in ostdeutschen Landkreisen
Junge Frauen verlassen die strukturschwachen und peripheren Regionen Ostdeutschlands immer noch wesentlich häufiger als Männer. Nicht ohne Konsequenzen: Gegenwärtig kommen in den östlichen Landkreisen auf 100 Männer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren nur 85 gleichaltrige Frauen. Im Jahr der Wiedervereinigung war das Verhältnis mit 100 zu 95 hingegen deutlich ausgeglichener. Zwar gibt es auch in den Landkreisen der früheren Bundesrepublik ein erkennbares Frauendefizit im jungen Erwachsenenalter (100 zu 93), allerdings ist hier das Geschlechterverhältnis im Vergleich zu 1990 nahezu unverändert. Diese Ergebnisse wurden jetzt in einer neuen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) veröffentlicht.
Besonders betroffen sind demnach der Altmarkkreis Salzwedel und der frühere Landkreis Parchim mit einem Verhältnis von 100 zu 76. Eine Ursache sieht Susanne Stedtfeld vom BiB in der höheren Mobilitätsbereitschaft: „Frauen wandern in einem jüngeren Alter als Männer und zeigen sich bei der Entscheidung für einen Wegzug wesentlich flexibler.“ Mit gravierenden Folgen für die Bevölkerungsentwicklung: Der Wegzug verstärkt den Bevölkerungsrückgang in diesen Regionen langfristig, denn sie verlieren mit den jungen Frauen auch einen Teil der zukünftigen Müttergeneration.
Von der Abwanderung aus den Landkreisen profitieren hingegen die urbanen Zentren in Ostdeutschland. Während Migration früher überwiegend von Ost nach West gerichtet war, findet sie heute zunehmend innerhalb der neuen Länder statt. Als Wanderungsziele werden relativ nahe gelegene Städte und Ballungsräume bevorzugt. „Frauen finden in städtischen Räumen bessere Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und assoziieren mit Städten häufiger eine höhere Lebensqualität als Männer“, so Stedtfeld. Das hat zur Folge, dass in einigen Städten sogar deutliche Frauenüberschüsse entstanden sind: In Greifswald kommen auf 100 Männer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren 123 Frauen.