Grafik des Monats – April 2010 | 20.04.2010Ehe bleibt für junge Türken ohne Alternative
Der Großteil junger Zuwanderer aus der Türkei lebt in traditionellen Paarbeziehungen. Alternative Formen, beispielsweise ein vorübergehendes Zusammenleben ohne Trauschein, gibt es selbst bei jüngeren Türken so gut wie nicht. Ganz im Gegensatz zu gleichaltrigen Deutschen ohne Migrationshintergrund, bei denen Lebensformen neben der Ehe an Bedeutung gewinnen. Das ist das Ergebnis einer Befragung unter deutschen und türkischen Bürgern, die das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Auftrag gegeben hat.
Demnach sind zwei Drittel (66,2 Prozent) der türkischen Migranten im Alter zwischen 20 und 35 Jahren verheiratet, was den hohen Stellenwert der Ehe belegt. 23,7 Prozent dieser Altersgruppe sind gegenwärtig ohne Partner, weitere 7,4 Prozent führen eine Beziehung in getrennten Haushalten. Nur ein sehr kleiner Teil der Migranten (2,7 Prozent) wohnt mit einem Partner unverheiratet zusammen. Nichteheliche Lebensgemeinschaften, so scheint es, sind für Türken keine Option zur Ehe. Single sein oder heiraten – dazwischen gibt es für junge Türken offenbar kaum Alternativen. „Selbst voreheliche Phasen des Zusammenlebens sind selten – und wenn es sie gibt, dann sind sie sehr kurz“, so Robert Naderi, Wissenschaftler am BiB.
Im Gegensatz dazu entscheiden sich immer mehr junge Deutsche für alternative Lebensformen. Zwar ist knapp jeder Dritte verheiratet (30,1 Prozent) oder partnerlos (30,3 Prozent), aber andere Formen des Zusammenlebens werden immer häufiger. So lebt mittlerweile jeder fünfte Deutsche (19,9 Prozent) in der untersuchten Altersklasse in einer Beziehung mit getrennten Haushalten, nahezu ebenso viele führen eine Paarbeziehung ohne Trauschein (19,7 Prozent). Diese „nicht-konventionellen Lebensformen“ sind in der Partnerschaftsbiografie junger Deutscher mittlerweile fest etabliert, bei gleichaltrigen Türken dagegen nicht.