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Ausgangspunkt ist die Lebensverlaufsperspektive, nach der das räumliche Mobilitätsverhalten in enger Wechselbeziehung zu anderen Lebensbereichen wie Familie, Erwerbstätigkeit und Gesundheit steht und in den räumlich-sozialen Kontext eingebettet ist.
Alleinstellungsmerkmal ist insbesondere die Berücksichtigung vielfältiger Mobilitätsformen und ihrer Wechselwirkungen. Dies umfasst beispielsweise den Zusammenhang zwischen virtuellen (wie Homeoffice) und physischen Mobilitätsformen. Das Projekt bearbeitet diese und weitere zentrale Forschungsfragen – zumeist unter Verwendung von Paneldaten – und schließt damit bestehende Forschungslücken in der Literatur.
Erstens hat die im Zuge der Coronapandemie verstärkte Digitalisierung insbesondere mit einem deutlichen Anstieg beim Homeoffice tiefgreifende Veränderungen in der Arbeitswelt angestoßen und ermöglicht unter anderem mehr Freiheit bei der Wahl des Wohn- und Arbeitsortes. Die Erforschung der sich daraus ergebenden Konsequenzen ist von bedeutender gesellschaftlicher Relevanz. Daher wird in Kooperation mit der Forschungsgruppe „Familie“ zum einen der Zusammenhang zwischen Pendelmobilität und Homeoffice in den Fokus gerückt. Zum anderen werden weitere Folgen der Homeoffice-Nutzung für die Beschäftigten, insbesondere hinsichtlich Erwerbsumfang, Wohlbefinden und Gesundheit, untersucht.
Zweitens wird analysiert, welche Auswirkungen räumliche Mobilität in Form von Pendeln und berufsbedingten Umzügen auf das bürgerschaftliche Engagement hat. Diese Frage ist von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung, wurde aber in der Forschung bisher kaum aufgegriffen. Dabei wird in der bisherigen Forschung einerseits angenommen, dass die zunehmende räumliche Flexibilisierung auf dem Arbeitsmarkt zu Entwurzelung und Vereinzelung führt, da die Menschen aus ortsgebundenen sozialen Bezügen herausgelöst werden. Andererseits gilt räumliche Mobilität als Ressource zur Teilhabe an Gesellschaft und wird mit gewünschten und geförderten Eigenschaften wie (kulturelle) Offenheit in Verbindung gebracht.
Drittens wird der Zusammenhang zwischen räumlicher Mobilität und Wohlbefinden/Gesundheit untersucht. Dabei sollen unter anderem mögliche Selektionsprozesse und erklärende (vermittelnde) Faktoren in den Blick genommen werden. In Kooperation mit der Forschungsgruppe 2.1 „Internationale Migration“ werden erstmals für international mobile Deutsche Veränderungen des subjektiven Wohlbefindens und der Gesundheit im Zusammenhang mit dem Migrationsereignis anhand von Paneldaten untersucht.
Viertens wird die Lebensqualität von Auslandsentsandten (Expatriats) in Abhängigkeit der kulturellen und weiteren (urbanen) Lebensbedingungen am Entsendungsort, wie Wohnqualität, Grünflächen, Luftverschmutzung, Lärm sowie Infrastruktur und Pendelsituation, untersucht. Grundlage ist eine eigene Erhebung unter allen Beschäftigten des Auswärtigen Dienstes in Kooperation mit dem Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amts (AA). In Kooperation mit der Forschungsgruppe 2.1 „Internationale Migration“ wird mittels eines Vergleichs mit den Daten des GERPS-Projekts (German Emigration and Remigration Panel Study) untersucht, ob die subjektive Lebensqualität der Entsandten vor Ort von der kulturellen Distanz zwischen Herkunftsland und Zielland abhängt. In Erweiterung der bestehenden Literatur soll die „Kosten-Nutzen-Hypothese“ untersucht werden, die anstelle einer linearen eine nichtlineare Beziehung zwischen kultureller Distanz und psychologischer und soziokultureller Anpassung annimmt.
Die Forschungsfragen werden anhand von Sekundärdaten, insbesondere des Mikrozensus, des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und des Household, Income and Labour Dynamics in Australia Surveys (HILDA) sowie der BiB-Studien „Job Mobilities and Family Lives in Europe“ (JobMob) sowie „Leben und Arbeiten in Megacities“ untersucht. Verwendet werden insbesondere verschiedene Verfahren zur Analyse von Längsschnittdaten wie Ereignisanalyse, Fixed-Effects-Panelregression oder Sequenzanalyse.
01/2020–12/2024