Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland
Inhalt und Ziele
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Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine führte seit Anfang 2022 zu einem kontinuierlichen und schnell steigenden Zuzug von ukrainischen Geflüchteten nach Deutschland. Um die Herausforderungen der Aufnahme und der (temporären) Integration dieser in den vergangenen siebzig Jahren größten Fluchtmigration nach Deutschland bewältigen zu können, ist umfassendes Wissen über die Soziodemografie der Geflüchteten aus der Ukraine unabdingbar. Vor diesem Hintergrund wurde die Panelbefragung „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland“ entwickelt. Damit ist eine besondere sozialwissenschaftliche Datenbasis geschaffen, die es ermöglicht, zum einen der Politik auf der Basis valider Daten Informationen über die nach Deutschland geflüchteten Personen aus der Ukraine zu liefern. Zum anderen ist damit auch eine Infrastruktur geschaffen, die es ermöglicht, wissenschaftlich fundiert diese Art der Migration und Integration zu erforschen und mit anderen Migrations- und Integrationsprozessen zu vergleichen. Das im Jahr 2022 mit anderen Partnern gestartete Projekt hat zum Ziel, die individuellen Konsequenzen der Flucht unter anderem für die Familienstrukturen, Gesundheit, das Wohlbefinden und die Arbeitsmarktsituation zu untersuchen. Insbesondere sollen die Bedarfe und Probleme, die mit Fluchtmigration verbunden sind, auf Basis qualitativ hochwertiger Daten abgebildet und auch auf der Ebene individueller Lebensverläufe analysierbar gemacht werden. Vor dem Hintergrund der spezifischen Soziodemografie der ukrainischen Geflüchteten spielt auch die Nutzung der Kindertagesbetreuung sowie anderer Bildungsangebote der Kinder und Jugendlichen eine besondere Rolle.
Weiterer Schwerpunkt des Projekts sind die Bleibeabsichten der Geflüchteten in Deutschland sowie deren Rückwanderungsprozesse in die Ukraine. Dies umfasst auch die Entstehung zirkulärer und transnationaler Austausch- und Wanderungsprozesse zwischen der Ukraine und Deutschland. Außerdem werden im Jahr 2024 erstmalig auch Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern aus der Ukraine geflüchtet sind, selbst befragt werden. Das Projekt wird in Kooperation zwischen mehreren Forschungsgruppen am Institut bearbeitet, so dass vielfältige Synergieeffekte zwischen den unterschiedlichen Disziplinen und Forschungsgruppen am BiB geschaffen werden.
Nachdem die ersten Wellen mit drei Kooperationspartnern durchgeführt wurden, wurde die dritte Befragungswelle alleine vom BiB durchgeführt. Für eine Zwischenbefragung wurde im Jahr 2023 eine Kooperation mit der Paris School of Economics (PSE), dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim und der Weltbank eingegangen. Dabei liegt ein Fokus auf der mentalen Gesundheit. Entsprechende Daten können im Jahr 2024 ausgewertet und wiederum der Fachöffentlichkeit vorgestellt werden.
Daten und Methoden
Die Panelstudie „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland“ basiert auf einer registergestützten Stichprobenziehung auf Grundlage der Einwohnermeldeämter, welche repräsentative Ergebnisse zu den seit Beginn des Krieges in Deutschland registrierten Ukrainerinnen und Ukrainern ermöglicht. Die Panelbefragung wurde im Sommer 2022 in Kooperation zwischen dem BiB, dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) etabliert. Seit Abschluss der zweiten Befragungswelle im März 2023 wird die Panelstudie im Rahmen des Familiendemografischen Panels – als FReDA-related Study – langfristig fortgesetzt. Der Datensatz der ersten und zweiten Welle wurde im Juli 2024 veröffentlicht und steht kostenfrei zur Verfügung.
Laufzeit
03/2022 – dauerhaft
Team
Projektpartner
- Prof. Dr. Yiliya Kosyakova, Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ)
- Prof. Dr. Herbert Brücker, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA)
- Dr. Nina Rother, Wenke Niehues, Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)
- Prof. Dr. Sabine Zinn, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
- Dr. Markus Grabka, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
- Dr. Alexander Moldavski, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), Mannheim
- Prof. Esther Duflo, Paris School of Economics (PSE), Frankreich
- Prof. Luc Behaghel, Paris School of Economics (PSE), Frankreich
- PD Dr. Alexandra Avdeenko, World Bank