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Migrationsentscheidungen werden selten von der migrierenden Person alleine getroffen, sondern meistens im Kontext sozialer Beziehungen, insbesondere der Familie. Das betrifft nicht nur die ursprüngliche Migrationsentscheidung, sondern auch den Verbleib im Zielland, die Rückkehr ins Herkunftsland beziehungsweise den Nachzug von Familienangehörigen. Auch das Gelingen oder Scheitern von Integrationsprozessen hängt nicht allein von den wandernden Personen, sondern auch ihren familiären sowie ihren außerfamiliären persönlichen sozialen Netzwerken ab. Seit Ende der 1990er Jahre haben transnationale Familien und Lebensformen entsprechende wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten. Die bisherige Forschung zu transnationalen Familien und multilokalen Lebensformen in Deutschland und anderen Ländern beschränkt sich aber weitestgehend auf Arbeits- und nicht Fluchtmigration.
Seit 2015 ist die Migration nach Deutschland von einer wachsenden Zahl an Geflüchteten gekennzeichnet. Im Rahmen der bisherigen Forschung zu transnationalen Familien bleibt dieser Krisen- und Fluchtkontext jedoch häufig unberücksichtigt. Gleichzeitig konzentriert sich die gegenwärtige Forschung zu Geflüchteten in Deutschland vor allem auf Integrationsprozesse im Zielland. Die Bedeutung transnationaler Familien und Lebensformen hierfür wird dabei eher selten untersucht. An diesem Punkt setzt das Forschungsprojekt zu transnationalen Familien im Flucht- und Krisenkontext an. Durch die Erhebung eines eigenen Surveys wurden die bestehenden Daten- und Wissenslücke verringert und Erkenntnisse über die Entstehungs- und Veränderungszusammenhänge familiärer Prozesse im Kontext transnationaler und krisenbedingter Migration gewonnen. Besonderer Fokus im Jahr 2024 soll auf die Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen familiären Konstellationen und persönlichen sozialen Netzwerken gelegt werden.
Neuigkeiten und mehr Informationen zu TransFAR finden sich auf der projekteigenen Website.
Die eigene quantitative Untersuchung konzentriert sich auf Geflüchtete aus Eritrea und Syrien, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland eingereist sind. Die zwei Staaten sind durch politische Transformationsprozesse und gewaltsame Konflikte geprägt und für das aktuelle Migrationsgeschehen in Deutschland im Hinblick auf die Zahl der Geflüchteten von besonderer Bedeutung. Die Stichprobenziehung erfolgte auf Basis des Ausländerzentralregisters (AZR). Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit insgesamt 1.458 Interviews durchgeführt, zur Hälfte mit Personen mit eritreischer und mit syrischer Staatsangehörigkeit sowie zur Hälfte mit Frauen und zur Hälfte mit Männern.
1/2017–12/2024