Inhalt und Ziele
Der öffentliche Dienst in Deutschland unterliegt analog zur Privatwirtschaft kontinuierlichen Veränderungen. Die Einführung neuer Steuerungsmodelle, die Privatisierung und Europäisierung öffentlicher Aufgaben sowie sozialstrukturelle Entwicklungen wie der demografische Wandel mit dem anstehenden Ruhestandseintritt der Babyboomer-Generation und der kulturellen Heterogenisierung der Gesellschaft verlangen kontinuierliche Anpassungen der Personalpolitik auch in diesem Bereich. Aus diesem Grund wird eine intensive Debatte darüber geführt, wie der öffentliche Dienst – auch in Konkurrenz zur Privatwirtschaft – künftig eine ausreichende Zahl von qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern gewinnen kann. Die Repräsentation aller Bevölkerungsgruppen, insbesondere in der öffentlichen Verwaltung, kann eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung der vielfältigen Interessen der Gesellschaft sowie der Identifikation und Akzeptanz der Bevölkerung mit dem Staat und dessen Institutionen spielen. Auch wenn die bundesdeutsche Gesellschaft mit mehr als 22,3 Millionen Menschen, die entweder selbst nach Deutschland zugezogen sind oder deren Eltern aus einem anderen Land stammen, mehr denn je von migrationsbezogener und kultureller Vielfalt geprägt ist, spiegelt sich dies bisher nur in geringem Maße innerhalb des Personals der öffentlichen Verwaltung, des Bildungs- und Wissenschaftssystems sowie anderer öffentlicher Arbeitsmarktbereiche wider.
Die migrationsbezogene und kulturelle Diversität des Personals sowie die Verbreitung des Diversitätsmanagements haben zu einer intensiven internationalen wissenschaftlichen Debatte geführt. Lag der Fokus anfangs auf privatwirtschaftlichen Unternehmen, liegen nun auch für öffentliche Verwaltungen differenzierte Studien vor. Diese bieten Befunde zur Repräsentation ethnischer Gruppen in verschiedenen Verwaltungsbereichen und -ebenen, zu den Determinanten bestehender Ungleichheiten sowie zu den Auswirkungen steigender Diversität auf Effizienz und Organisationskultur. Für den deutschen Kontext existieren bislang nur einzelne vergleichbare empirische Studien. Einen wichtigen Beitrag dahingehend leistete unter anderem der „Diversität und Chancengleichheit Survey 2019“, da er erstmals umfassende Informationen über die kulturelle Diversität in der Bundesverwaltung und deren Wahrnehmung seitens der Beschäftigten liefert. Darauf aufbauend wird im Jahr 2024 eine Folgeerhebung durchgeführt. Auf dieser Grundlage sollen einerseits Stand und Entwicklung der Diversität im öffentlichen Dienst am Beispiel der Bundesverwaltung analysiert werden. Andererseits sollen individuelle organisationsinterne Karrierepfade, die Arbeitszufriedenheit sowie individuelle Diskriminierungserfahrungen untersucht werden.