Krisen, Unsicherheiten und Fertilität
Inhalt und Ziele
Die COVID-19-Pandemie ist eine gesundheitliche Krise, die mit ökonomischen und gesellschaftlichen Ausschlägen verbunden war. Kern dieses Forschungsprojekts sind die kurzfristigen Veränderungen der Fertilität in den ersten Jahren der COVID-19-Pandemie, da sich die Fertilitätsschwankungen in Deutschland von denen in anderen Ländern teilweise deutlich unterscheiden.
Theoretisch basiert das Projekt auf den Arbeiten zu Unsicherheiten und demografischem Verhalten während und nach Krisen oder Katastrophen. Das Forschungsgebiet COVID-19 und Unsicherheiten wird derzeit international intensiv erforscht. Dieses Projekt fokussiert insbesondere auf die gemeinsame Analyse objektiver Faktoren von Krisen und subjektiver Wahrnehmung von Belastungen und Unsicherheiten, die als Ursachen für Fertilitätsschwankungen untersucht werden. Eine besondere Innovation des Projekts liegt darin, den Einfluss der subjektiven Wahrnehmung von gesundheitlichen Krisen auf Kinderwünsche und Fertilitätsverhalten im Lebensverlauf zu untersuchen. Ein Beispiel auf Mikroebene ist der Einfluss eines Schwangerschaftsverlustes (d. h. einer Fehlgeburt) als krisenhaftes Ereignis im Lebenslauf auf kurz- und langfristige Fertilitätsintentionen auf Individualebene. Ein anderes sind die Auswirkungen von Flucht auf Familienbildungsprozesse, etwa in den Projekten „TransFAR (2.1.1)“und „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland (I.a)“ in Zusammenarbeit mit Projekt 1.2.1 „Fertilität im Kontext von Migration und Integration“ und Forschungsbereich 2 „Migration und Mobilität“. Ein Beispiel auf Makroebene ist die Auswirkung externer Krisen wie COVID-19, insbesondere des institutionellen Kontextes (bspw. Kurzarbeit, Impfempfehlungen, klinische Versorgungseinschränkungen), auf die monatlichen Abtreibungs- und Fertilitätsraten. Da mit Pandemie, Klimawandel, Inflation und Kriegen gegenwärtig mehrere Krisen existieren, sind deren Erforschung und Auswirkungen auf die Fertilität von großer Relevanz; die Möglichkeit politischer Maßnahmen zur Intervention ist gegeben beziehungsweise stellt selbst einen Gegenstand der Untersuchung dar.
Daten und Methoden
Die Analysen basieren auf Daten der amtlichen Statistik und Registerdaten. Zudem werden Sekundäranalysen mit großen Panelstudien wie das familiendemografische Panel FReDA, dessen Vorläufer Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics (pairfam) und dessen internationaler Pendant Generations and Gender Survey (GGS) verwendet.
Laufzeit
1/2021–12/2024
Projektpartner
- Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld, Hertie School Berlin
- Olga Pötzsch, Statistisches Bundesamt
- Prof. Dr. Gunnar Andersson, Stockholm University, Sweden