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Für die Geburtenentwicklung wird die Inanspruchnahme der Reproduktionsmedizin zur Erfüllung von Kinderwünschen immer wichtiger, unter anderem, weil Geburten in ein immer höheres Alter verschoben werden, aber die Chancen für eine erfolgreiche Schwangerschaft mit dem Alter der Frau und des Mannes biologisch bedingt abnehmen. Die Zahl der Kinderwunschbehandlungen steigt seit Jahren. Fertilitätsprobleme und die Entwicklung der Reproduktionsmedizin als eine potenzielle Lösung derselben sind allerdings in der bevölkerungswissenschaftlichen Forschung zu Geburten noch wenig untersuchte Themen. Dabei stehen sie in direktem Zusammenhang mit dem viel beforschten „fertility gap“, also der Diskrepanz zwischen der gewünschten Kinderzahl und der tatsächlichen Kinderzahl, die Frauen und Männer mit Mitte vierzig haben.
Das Projekt betrachtet das Erleben von Infertilität und die Nutzung medizinischer Hilfe zur Erfüllung eines Kinderwunsches als Bausteine reproduktiver Biografien. Im Kontrast zu reproduktiven Ereignissen wie einer Geburt zeichnen sie sich durch eine geringe Sichtbarkeit aus. Der Themenkomplex kann jedoch zum Verständnis der Gesamtfertilität und des „fertility gap“ einen wichtigen Beitrag leisten.
Eine Leitfrage sind die Auswirkungen von Infertilität und der Nutzung von Kinderwunschbehandlungen auf das persönliche Wohlbefinden sowie auf die Partnerschaftssituation. Denn sowohl das Auftreten von Fertilitätsproblemen als auch Kinderwunschbehandlungen sind einschneidende Ereignisse mit Auswirkungen auf die Lebens- und Beziehungsqualität. Dabei wird, sofern die Datenlage es erlaubt, die Perspektive beider Partner in einer Beziehung berücksichtigt. Die Forschung trägt zu einem besseren Verständnis der Komplexität reproduktiver Biografien bei.
Darüber hinaus werden Reproduktionspolitiken – im Sinne von rechtlichen Bedingungen – und ihre Auswirkungen auf die Nutzung von Kinderwunschbehandlungen in Deutschland und im europäischen Vergleich analysiert. Dabei geht es auch um die Identifikation sozialer Ungleichheiten in der Möglichkeit, mit medizinischer Unterstützung Kinder zu bekommen. Solche Analysen leisten einen Beitrag zu der gesellschaftlichen Debatte über neue Regeln für die Reproduktionsmedizin.
Bisherige Forschung zu Infertilität und Reproduktionsmedizin hat sich vor allem mit Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaften im globalen Norden beschäftigt. Nur marginale Beachtung fanden migrantische und ethnische Minderheiten, die meist eine relativ hohe Fertilität haben. Gleichzeitig kommt der Kinderzahl beziehungsweise dem sozialen Status „Elternschaft“ in den meisten Minderheiten eine große Bedeutung zu. Kinderlosigkeit ist dort häufig sozial stigmatisiert und die Behandlung von Infertilität wird als besonders wichtig angesehen. Das Projekt adressiert in Zusammenarbeit mit dem Projekt 1.2.1 „Fertilität im Kontext von Migration und Integration“ auch diese Forschungslücke, indem quantitative empirische Studien in verschiedenen geografischen Kontexten gezielt Minderheiten untersuchen, etwa in der subjektiv wahrgenommenen Infertilität und der Teilhabe an medizinisch assistierten Reproduktionsmethoden. Insgesamt wird in dem Projekt die Perspektive beider Geschlechter beziehungsweise die Paarperspektive berücksichtigt, sofern die Datenlage dies zulässt.
Die Analysen basieren auf den für Sekundäranalysen verfügbaren großen Panelstudien pairfam, SOEP, GGS, FReDA und The Household, Income and Labour Dynamics in Australia (HILDA) Survey.
1/2020–12/2024