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Nahezu jedes zweite Kind unter sechs Jahren hat in Deutschland inzwischen einen Migrations- oder Fluchthintergrund. Unterschiedliche Forschungsarbeiten belegen, wie wichtig eine qualitativ gute frühe Bildung und Betreuung für die Entwicklung dieser Kinder ist. Kindertageseinrichtungen (Kita) kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Allerdings sind diese Kinder in den ersten vier Lebensjahren in diesen Einrichtungen unterrepräsentiert, ebenso wie Kinder aus Familien mit geringerer Bildung. Dies hat sich auch durch den quantitativen Ausbau der Kindertagesbetreuung viele Jahre nicht verändert. Einschlägige Analysen zeigen ferner, dass dies weniger mit den Präferenzen der Familien mit Migrationshintergrund zu tun hat, sondern andere Faktoren dabei maßgeblich sind, die auch angebotsseitig zu finden sind. In dem Projekt soll zum einen auf der Basis aktuellster Daten untersucht werden, inwiefern sich der „Early Education Gap“ bei der Kita-Nutzung verändert hat, und welche Gruppen davon besonders betroffen sind. Entsprechende Befunde geben der Politik Hinweise darauf, welche Gruppen gezielt adressiert werden sollten, um alle Bildungspotenziale zu nutzen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Jahre der Corona-Pandemie gelegt werden, um zu sehen, inwiefern die (Teil-)Schließungen der Kitas zu weiteren Ungleichheiten in der Kita-Nutzung beigetragen haben, indem beispielsweise Kinder mit Migrations- und Fluchthintergrund besonders von (Teil-)Schließungen betroffen waren.
In einem zweiten Teil sollen die Gründe für die geringere Nutzung dieser Gruppen weiter identifiziert werden. Dabei soll auch geprüft werden, inwiefern sich weitere Interventionsstudien beispielsweise in Kindertageseinrichtungen dazu eignen, zusätzliche Erkenntnisse über Maßnahmen zu erhalten, welche den „Early Education Gap“ verringern. Dabei ist an Maßnahmen zu denken, welche auf der Angebotsseite ansetzen und von Kitaträgern umgesetzt werden könnten. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zu den Kernforschungsthemen der Forschungsgruppe „Bildung und Humanvermögen“ im Bereich der frühen Bildung und Betreuung und im Bereich von Bildungsungleichheiten. Da Nutzungsunterschiede im Kitabereich spätere sozioökonomische Ungleichheiten in der Entwicklung von Kindern und im weiteren Bildungsverlauf begünstigten, trägt dieses Projekt auch maßgeblich dazu bei, politische Handlungsmöglichkeiten zu identifizieren, um effizient die Nutzung von Bildungspotenzialen zu verbessern.
In dem Projekt sollen verschiedene Sekundärdaten genutzt werden, insbesondere: familiendemografisches Panel (FReDA), Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), europäische Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU Silc), DJI-Kinderbetreuungsstudie (KiBS) und institutionenbezogene Kita-Daten der amtlichen Statistik und größeren Kita-Trägern. Es sollen zum einen differenzierte deskriptive Analysen der Veränderungen von Nutzungsunterschieden über die Zeit und für unterschiedliche Gruppen durchgeführt werden. Zum anderen soll die Entwicklung und Machbarkeit von Interventionsstudien geprüft werden.
10/2022–11/2025