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Der Großteil bisheriger Studien zu internationalen Sterblichkeitsunterschieden ist auf Ländervergleiche fokussiert, ohne die deutlichen regionalen Unterschiede innerhalb der untersuchten Länder zu berücksichtigen. Ziel des REDIM-Projekts ist es nicht nur, diese offensichtliche Forschungslücke zu schließen, sondern eine großangelegte systematische Erforschung der Gründe für bestehende und auftretende räumliche Disparitäten in der Sterblichkeit in Europa vorzunehmen. Eine der Hauptforschungsfragen des Projekts ist, ob europaweit subnationale Disparitäten in der Gesundheit gewachsen oder zurückgegangen sind, und inwiefern Trends in kontextuellen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bedingungen solche Divergenzen oder Konvergenzen erklären können. Eine weitere
zentrale Frage ist, ob bei paneuropäischen Analysen mit subnationalen regionalen Daten entlang nationaler Grenzen zwischen Ländern auch sogenannte Gesundheitsgrenzen mit klaren Niveauunterschieden in der todesursachenspezifischen Sterblichkeit festzustellen sind. Ist der Einfluss der nationalen Gesundheitspolitik und -systeme stark genug, um derartige Niveauunterschiede entlang nationaler Grenzen zu erzeugen − oder verringern sozioökonomische, kulturelle und andere Kontextfaktoren die Effekte nationaler Gesundheitssysteme, sodass grenzübergreifende Kontraste eher unscharf sind?
Das Projekt beabsichtigt, den Grad der Konvergenz/Divergenz in der todesursachenspezifischen Mortalität zwischen subnationalen Gebietseinheiten in Europa zu bestimmen und Determinanten dieser Veränderungen zu identifizieren. Im Rahmen des Projekts werden Muster und Trends in der todesursachenspezifischen Sterblichkeit auf regionaler NUTS-2- und NUTS-3-Ebene (NUTS: Nomenclature of Territorial Units for Statistics) sowie auf lokaler LAU-Ebene (LAU: Local Administrative Units) in 26 europäischen Staaten mit fortgeschrittenen Forschungsmethoden untersucht. Mortalitätsindikatoren werden im Zusammenspiel mit Kontextfaktoren interpretiert, um die Effekte des lokalen Kontexts und die Effektivität nationaler gesundheitspolitischer Maßnahmen zu erfassen. Die Ergebnisse des Projekts sind essentiell für die Entwicklung und Koordinierung gesundheits- und sozialpolitischer Maßnahmen, die eine Reduzierung räumlicher Ungleichheiten in der Mortalität zwischen und innerhalb von europäischen Staaten anstreben. Die besondere Relevanz des vom Europäischen Forschungsrat (ERC) geförderten Projekts ergibt sich aus dem Kontext des Integrationsprozesses innerhalb der Europäischen Union, der auf eine Angleichung des Zugangs zu guter medizinischer Versorgung und anderen Vorzügen abzielt.
Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung des Projekts ist ein großes internationales und interdisziplinäres Netzwerk. Einzelne Forschende liefern oder unterstützen bei der Beschaffung der erforderlichen Mortalitätsdaten und teilen ihr lokales Fachwissen.
Daten zur alters-, geschlechts- und todesursachenspezifischen Mortalität und zu Kontextfaktoren in den europäischen Regionen stammen überwiegend aus offiziellen statistischen Quellen von 26 europäischen Staaten. Die Erhebung und Harmonisierung einer großen Menge von ursachenspezifischen Mortalitätsdaten sind für die erfolgreiche Durchführung des Projekts von wesentlicher Bedeutung. Ziel ist es, möglichst detaillierte Informationen über Todesursachen zu sammeln und Daten für möglichst lange Zeiträume zu erhalten. Dabei sieht das Projekt auch die Zusammenstellung einer gezielten Sammlung von Indikatoren vor, die verschiedene Aspekte der sozioökonomischen und kulturellen Unterschiede zwischen den Regionen widerspiegeln. Dazu gehören verschiedene demografische, soziale, wirtschaftliche, strukturelle und ökologische Variablen, die bei EUROSTAT, der OECD und in anderen Datenquellen verfügbar sind.
08/2020–07/2025
ERC-Starting Grant, BiB-Eigenfinanzierung