BiB.Aktuell 1/2025 | 26.02.2025Zunehmend ungleiche Mietkostenbelastung
In kaum einem anderen Mitgliedsland der OECD wird so häufig Wohnraum gemietet wie in Deutschland. Der Anteil mietender Haushalte liegt hierzulande bei über 50 Prozent. Doch wie hat sich die Mietkostenbelastung für Zugewanderte und Einheimische in den letzten Jahrzehnten verändert? Ein Beitrag in BiB.Aktuell analysiert die Entwicklung von 1990 bis 2020.
Quelle: © yuliia/stock.adobe.com
Die Entwicklung der Mietkostenbelastungen unterscheidet sich zwischen Personen mit hohen und niedrigen Einkommen. Für Menschen mit hohen Einkommen ist die Belastung kaum gestiegen, für die Menschen mit niedrigen Einkommen hingegen auffallend stark. So musste diese Gruppe im Jahr 2020 knapp 45 Prozent ihres Einkommens für die Miete aufwenden. Im Zeitverlauf ist der Anteil der Mietzahlungen an den Einkommen gestiegen, wobei sich die steigenden Belastungen ungleich verteilt haben. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag die bisher wenig beachtete Mietkostenbelastung von Zugewanderten, einer überdurchschnittlich armutsgefährdeten Gruppe. Für die Analyse werden Personen mit niedrigen Einkommen sowie mit hohen Einkommen anhand von fünf Einkommensgruppen (Einkommensquintilen) verglichen.
Ungleichheit besonders bei Zugewanderten gestiegen
Die Befunde bestätigen eine Zunahme der Mietkostenbelastung für Menschen mit geringem Einkommen seit 1990. „Diese Entwicklung betrifft insbesondere Zugewanderte“, betont BiB-Wissenschaftler und Studienautor Dr. Nils Witte. Hauptgründe sind der stärkere Anstieg der Mieten für Zugewanderte sowie das Auseinanderdriften hoher und niedriger Einkommen. Die wachsende Ungleichheit ergibt sich auch daraus, dass Personen mit ohnehin hohen Einkommen die gestiegenen Mietkosten durch Steigerungen bei ihren Einkommen kompensieren konnten. Ihre Mietkostenbelastung blieb daher weitgehend stabil – im Gegensatz zu den Personen mit niedrigen Einkommen. Sie mussten neben Mietsteigerungen auch Einkommensverluste hinnehmen. Da Zugewanderte überdurchschnittlich häufig am unteren Ende der Einkommensverteilung stehen, trifft sie die Verschärfung der Ungleichheiten in besonderem Maße.
Unterschiedliche Geschlechterideologien in Ost- und Westdeutschland?
Mit der Wiedervereinigung 1990 trafen Einstellungen zu Geschlechterrollen aufeinander, die sich deutlich unterschieden. Während in Westdeutschland die traditionellen Rollenverständnisse stark verankert waren, lagen in Ostdeutschland egalitärere Einstellungen vor. Warum es sinnvoll ist, Geschlechterideologien zu untersuchen und wie sich diese in Deutschland entwickelt haben, erklärt BiB-Wissenschaftlerin Leonie Kleinschrot im Interview in der aktuellen Ausgabe.