Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Europäischer Tag der Demografie | 21.02.2025Demografie gestern und heute

Zum Europäischen Tag der Demografie fand am 4. Februar 2025 auf Einladung des BiB und von Population Europe eine Diskussion über die Bedeutung der demografischen Forschung gestern und heute sowie über unterschiedliche Erwartungen in Politik und Wissenschaft an demografische Analysen statt. Mit dabei waren Dr. Andreas Edel (Executive Secretary, Population Europe), BiB-Direktorin Univ.-Prof. Dr. C. Katharina Spieß sowie Deša Srsen, Kabinettsmitglied des EU-Kommissars für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport Glenn Micallef.

Oma spielt mit Enkelin auf Fußboden Quelle: © Halfpoint/stock.adobe.com

John Graunt, Begründer der Demografie

Der Tag der Demografie bezieht sich auf die am 4. Februar 1662 in London erschienene Studie „Natural and Political Observations ... Made Upon the Bills of Mortality“ des Londoner Textilhändlers John Graunt. Sie machte ihn zum Begründer der Demografie und Epidemiologie. Sind seine damaligen Erkenntnisse auch heute noch für die demografische Forschung von Nutzen? Für Dr. Andreas Edel, der ein Buch über das Leben und Wirken von John Graunt veröffentlicht hat, gelten seine Ansätze auch heute noch. „Dazu zählt etwa die Beobachtung demografischer Phänomene und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen“, betonte Dr. Edel. Prof. Spieß wies ergänzend darauf hin, dass Graunt auch einen wichtigen Beitrag geleistet hat, was die Etablierung seiner Methoden und Langzeitstudien betrifft.

Unterschiedliche Perspektiven in Politik und Wissenschaft

Sie betonte, dass es an diesem Tag nicht nur um die Begründung der Demografie geht. Er ist vielmehr auch ein wichtiges Datum für Bundesressortforschungsinstitute wie das BiB, die die Aufgabe haben, der Politik wissenschaftlich basierte Befunde vorzulegen, um Entscheidungen zu treffen. Der Austausch zwischen Politik und Wissenschaft ist dabei oftmals durch unterschiedliche Bedürfnisse und Herangehensweisen gekennzeichnet: „Die Wissenschaft strebt Detailgenauigkeit an, die Politiker suchen hingegen Eindeutigkeit. Sie benötigen klare und schnelle Deutungen durch die Wissenschaft“, verdeutlichte Prof. Spieß das Dilemma. Die Forschung stellt häufig unterschiedliche Perspektiven und Abhängigkeitspfade dar, die Politiker suchen eher eindeutige Antworten. Außerdem gibt es unterschiedliche zeitliche Vorstellungen. Während die Politik in meist kurzen Zeithorizonten denkt, benötigt die Wissenschaft für präzise Befunde einen längeren Zeitraum. Als ein Beispiel für unterschiedliche Zeithorizonte in Politik und Forschung nannte Prof. Spieß die Bedeutung der frühen Lebensjahre für alle weiteren Jahre. Investitionen in dieser Zeit sind sehr effektiv, wirken sich aber in vollem Umfang erst langfristig aus. Politik braucht aber häufig schnelle Erfolge. Also wird heute zu viel in die frühen Jahre investiert, mit Konsequenzen für später.

Generationengerechtigkeit in Europa als Thema

Die große Bedeutung demografischer Forschung für alternde und schrumpfende Bevölkerungen in Europa machte Deša Srsen deutlich. Dabei spielt vor allem das Thema Generationengerechtigkeit auf der europäischen Ebene eine wichtige Rolle. Mit der steigenden Zahl vieler gesunder Älterer und einer schrumpfenden Zahl an Erwerbstätigen stellt sich die Frage nach der Nutzung des vorhandenen Beschäftigungspotenzials der Älteren. „30 Prozent der Bevölkerung in Europa sind über 60 Jahre alt. Dieses Humankapital der Älteren muss genutzt werden“, betonte Srsen. Dabei dürfen allerdings die politischen Entscheidungen von heute die Handlungsfähigkeit der nächsten Generation nicht beeinträchtigen. Aus diesem Grund wurde neuerdings das Thema „Generationengerechtigkeit“ als ein Aufgabenbereich der EU-Kommission festgelegt.

BiB.Podcast zu John Graunt

Historiker Dr. Andreas Edel gibt in der Folge „Geburt der Demografie aus der Pest-Pandemie“ des BiB.Podcasts einen Einblick in die Anfänge der demografischen Forschung im 17. Jahrhundert, am Beispiel von John Graunt.

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