Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Berliner Demografiegespräch | 10.12.2024Steigende Mieten beschleunigen Abwanderung

Die Städte in Deutschland verzeichnen momentan Binnenwanderungsverluste, während weniger dicht besiedelte Regionen Wanderungsgewinne haben. Welche Faktoren hier eine Rolle spielen, diskutierten Ulrike Timm und Alexander Weigert vom Statistischen Bundesamt sowie BiB-Wissenschaftler Dr. Nico Stawarz am 27. November 2024 beim Demografiegespräch.

Straße mit Häusern Quelle: © ArTo/stock.adobe.com

Diskrepanz der Wohnflächen und Mieten zwischen Jung und Alt

Ulrike Timm präsentierte zunächst ausgewählte Ergebnisse der Gebäude- und Wohnungszählung 2022 zur Wohnsituation in den Großstädten. Mit Blick auf die Größe der Wohnfläche zeigte sie, dass zwischen 2011 und 2022 die Wohnungen auch in den Großstädten immer größer geworden sind. Dabei ist die durchschnittliche Wohnfläche jüngerer Singlehaushalte kleiner als die älterer Singles. „Hier gilt: Je älter, desto größer die Wohnfläche“, sagte Timm. Altersunterschiede gibt es auch bei den durchschnittlichen Quadratmetermieten. Diese sind bei jüngeren Singles höher als bei älteren Alleinlebenden. „Diese Diskrepanz der Wohnflächen und Mieten zwischen den Jungen und Alten in den Groß- und Universitätsstädten variiert zum Teil erheblich“, betonte die Statistikerin.

Rückgang der Neubautätigkeit seit 2021

Wie sich die Bautätigkeit bei Neubauten zwischen 2008 und 2023 entwickelt hat, untersuchte Alexander Weigert. Er gab einen Überblick über die Entwicklung des Wohnungsneubaus sowie strukturelle Veränderungen der Bautätigkeit und der Wohnungsgrößen zwischen 2008 und 2023. Er zeigte, dass die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen seit 2021 insgesamt abgenommen hat. Seit 2008 gab es zunächst eine annähernd parallele Entwicklung der verschiedenen Gemeindegrößen. Zwischen 2014 und 2019 kam es dann in den Großstädten zu einer vergleichsweise hohen Bautätigkeit pro Kopf. Seit 2008 nehmen relativ die Baumaßnahmen am Bestand zu, insbesondere werden vermehrt durch An- oder Umbau neue Wohnungen geschaffen. „Am interessantesten ist der Verlauf bei den Einfamilienhäusern, die spielen jetzt in den Städten relativ gesehen nicht mehr so eine große Rolle wie noch 2008“, so Weigert.

Negative Wanderungssalden für die Städte

Inwieweit beeinflussen diese Faktoren das Binnenwanderungsgeschehen? Dr. Nico Stawarz wies darauf hin, dass die Städte aktuell negative Wanderungssalden aufweisen, während weniger besiedelte Gebiete Wanderungsgewinne haben. „Ursachen dafür sind die Mieten und die Wohnraumverknappung in den Städten“, betonte Dr. Stawarz. Seine Studien belegen einen Zusammenhang zwischen steigenden Mieten, mehr Fortzügen und einer schrumpfenden Zahl von Zuzügen. „Wenn die Mieten im Kreis steigen, führt das zu mehr Fortzügen und zu weniger Zuzügen“, betonte Dr. Stawarz. Trotzdem wächst die Bevölkerung in den Städten, aber nicht durch Binnenwanderung, sondern durch internationale Zuwanderung und einen teilweise leichten Geburtenüberschuss. „Aktuell sehen wir allerdings negative Wanderungssalden für die Städte: Die Großstädte haben Binnenwanderungsverluste um ungefähr -0,5 Prozent. Für die weniger besiedelten Gebiete finden wir Wanderungsgewinne“, so der Wissenschaftler. Insgesamt ist die Wanderungsintensität in Deutschland seit den 1990er Jahren aber relativ stabil, resümierte er.

Hintergrund

Die Veranstaltungsreihe „Berliner Demografiegespräche“ ist ein gemeinsames Format des BiB und des Statistischen Bundesamtes. Die Reihe richtet sich an Interessierte aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung und informiert über Erkenntnisse aus amtlicher Statistik und Forschung.

Weitere Informationen zu den bisherigen Demografiegesprächen: www.destatis.de/hauptstadtkommunikation

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