Sozialbericht 2024 • 06.11.2024Fehlende Fachkräfte: Frauen und Zugewanderte im Fokus
Der neue Sozialbericht zeichnet ein detailliertes Bild der Lebensverhältnisse in Deutschland und liefert aktuelle Daten zu wichtigen gesellschaftspolitischen Fragen. Er kombiniert amtliche Statistiken mit Erkenntnissen der Sozialforschung zu Themen wie Demografie, Familie, Arbeitsmarkt, Sozialstruktur und weiteren. Der Bericht umfasst neun Beiträge des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zu Themen wie Demografie, Arbeitsmarkt und Sozialstruktur.
Menschen mit Einwanderungsgeschichte und die in Deutschland Schutzsuchenden stellen ein großes Potenzial dafür dar, um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen. Sie stellen mehr als ein Viertel der Erwerbspersonen. Neue Zahlen des BiB zeigen auch, dass immer mehr Schutzsuchende aus der Ukraine erwerbstätig sind; im Frühjahr 2024 lag ihre Erwerbsbeteiligung bei 30 Prozent. Auch eine zweite Gruppe verdient Aufmerksamkeit: Der Arbeitsmarkt könnte 645.000 Vollzeit-Arbeitskräfte dazugewinnen, wenn Mütter in dem Umfang erwerbstätig sein könnten, in dem sie es sich wünschen.
Quelle: © Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Sozialbericht 2024, CC BY-NC-ND 4.0
Frauen wollen mehr arbeiten, Männer weniger
Die idealen Arbeitszeiten von Müttern und Vätern variieren nach dem Alter der Kinder und weichen stark von der tatsächlichen Erwerbsbeteiligung ab. Der Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist bei Müttern laut der FReDA-Studie am BiB besonders ausgeprägt: Während Mütter von 8-jährigen Kindern 30,2 Wochenstunden als ideal ansehen, arbeiten sie durchschnittlich nur 24,6 Stunden. Umgekehrt wünschen sich Väter mit einem 2-jährigen Kind durchschnittlich 34 Stunden, arbeiten jedoch tatsächlich 39,3 Stunden.
Um diese Situation aufzulösen, wären eine stärkere Beteiligung der Väter bei der Familienarbeit und ganztägige Kita- und Schulbetreuung hilfreich; ebenso eine gezielte Unterstützung durch Vorgesetzte bei der Erhöhung der Arbeitszeit mit zunehmendem Alter der Kinder.
Ideale und reale Arbeitszeit für Mütter nach Alter des jüngsten Kindes – in Stunden pro Woche
Kluft zwischen idealer und tatsächlicher Erwerbsarbeit: Bei Kindern zwischen 8 und 18 Jahren, lag die reale Arbeitszeit etwa fünf bis sechs Stunden unter der als ideal gesehenen. Dies deutet auf erhebliche Arbeitskräftepotenziale bei Müttern hin.
Quelle: © Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, Sozialbericht 2024, CC BY-NC-ND 4.0
Weitere Themen des BiB
In den neun Beiträgen des BiB wird außerdem deutlich, wie sich der Bedarf an Kitaplätzen und deren Verfügbarkeit entwickelt haben und welche Vorstellungen von Familie in der Bevölkerung prägend sind. Auch die zunehmende Arbeit von zu Hause seit der Coronapandemie wird thematisiert. Zu den demografischen Kernthemen, die das BiB im Sozialbericht beisteuert, gehören eine Übersicht zu Trends in der Binnenwanderung und in der Lebenserwartung, zu Unfruchtbarkeit und zur Nutzung von reproduktionsmedizinischen Hilfen sowie zum Wohlbefinden alter und sehr alter Menschen.
Hintergrund
Der Sozialbericht 2024. Ein Datenreport für Deutschland (früher: Datenreport. Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland) wird herausgegeben vom Statistischen Bundesamt (Destatis), dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Zusammenarbeit mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Er erscheint alle zwei bis drei Jahre als Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb).