Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Bevölkerungsforschung Aktuell 4/2024 • 24.07.2024Altersstruktur und Entwicklungspotenziale: Globale Muster und Einflussfaktoren

Die Altersstruktur der Bevölkerung entwickelt sich weltweit unterschiedlich. Welche Faktoren diese Unterschiede bedingen und welche wirtschaftlichen Folgen dies in den Ländern des Globalen Südens haben könnte, zeigt ein Beitrag in der neuen Ausgabe von Bevölkerungsforschung Aktuell.

Wartende afrikanische Mütter mit Kindern auf dem Rücken Quelle: © Jeffrey Davies via Getty Images

Eine rasche Zunahme des Anteils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter – einhergehend mit Investitionen in Bildung und Gesundheit, einer soliden Infrastruktur, stabilen Institutionen und produktiven Beschäftigungsmöglichkeiten – hat entscheidend zur sprunghaften Entwicklung der asiatischen „Tigerstaaten“ Hongkong, Singapur, Südkorea und Taiwan beigetragen. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag, inwieweit ähnliche Veränderungen in der Altersstruktur auch in Ländern des Globalen Südens erwartet werden können, in denen der demografische Übergang noch nicht so weit fortgeschritten ist, und welche Rolle dabei verschiedene demografische Faktoren spielen.

Entwicklung der Altersstruktur beeinflusst Entwicklungspotenzial im Globalen Süden

Während viele Länder, darunter auch Deutschland, den Höchststand des Anteils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bereits in der Vergangenheit erreicht haben, steht dies in vielen Ländern des Globalen Südens hingegen noch bevor. In welchem Umfang dies Potenzial für einen ökonomischen Entwicklungsschub in diesen Ländern bietet, hängt davon ab, wie schnell, wie hoch und wie lange der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter steigt. Die Befunde auf Basis von Daten der Vereinten Nationen (UN) zeigen jedoch, dass in vielen Ländern des Globalen Südens eine langsamere und geringere Zunahme des Anteils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zu erwarten ist. „Die positiven Erfahrungen bestimmter asiatischer Länder sind wahrscheinlich nicht auf alle Länder übertragbar“, erklärt Mitautor Markus Dörflinger.

Faktoren für den Bevölkerungsanstieg

Der Anstieg des Anteils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird dabei hauptsächlich von drei Faktoren beeinflusst. Dazu zählt erstens die Geschwindigkeit des Geburtenrückgangs. Wenn die Geburtenraten, wie beispielweise in vielen Ländern Sub-Sahara-Afrikas, nur moderat sinken, dann verlangsamt sich auch die relative Zunahme der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Zweitens kann auch internationale Migration die Altersstruktur eines Landes merklich beeinflussen. Drittens scheint die demografische Trägheit des Alterungsprozesses den Anstieg des Anteils der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in vielen Ländern zu bremsen. „Werden diese Faktoren nicht berücksichtigt, könnte das wirtschaftliche Entwicklungspotenzial in Ländern des Globalen Südens falsch eingeschätzt werden“, betont der Wissenschaftler.

Weiterer Rückgang des Geburtenniveaus und die Folgen

Ergänzend dazu erklärt BiB-Wissenschaftler Dr. Frank Swiaczny im Interview die Folgen des weltweit sinkenden Geburtenniveaus für die künftige globale Bevölkerungsentwicklung. Den UN-Prognosen zufolge wird es bis zum Jahr 2084 dauern, bis die Weltbevölkerung bei rund 10,3 Milliarden Menschen einen Höchststand erreicht. Danach geht die Weltbevölkerung nach den Vorausberechnungen langsam zurück. Wie sie sich entwickelt, hängt im Wesentlichen vom demografischen Geschehen in Subsahara-Afrika ab, so Dr. Swiaczny.

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