Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Studie zur Elternzeit • 18.07.2024„Keine negativen Folgen längerer Elternzeiten für Betriebe“

Mit den Folgen von Elternzeiten für Betriebe und die Beschäftigungssituation junger Frauen beschäftigt sich eine aktuelle Studie des BiB und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Daran beteiligt war auch BiB-Wissenschaftler Dr. Mathias Huebener. Im Interview gibt er einen Überblick über zentrale Befunde.

Herr Dr. Huebener, bisher ist wenig bekannt darüber, wie sich Elternzeiten von Müttern auf die Betriebsabläufe von kleinen und mittelgroßen Unternehmen auswirken. Wie werden Beschäftigungsausfälle in den Betrieben aufgefangen?

Zunächst einmal verfügen kleinere und mittlere Betriebe über weniger Anpassungsmöglichkeiten bei entstehenden Beschäftigungslücken durch Elternzeiten als Großbetriebe. Diese werden vor allem durch Neueinstellungen abgefedert. Unsere Befunde auf der Basis von Auswertungen der Integrierten Erwerbsbiographien des IAB zeigen, dass gut ein Drittel der Mütter, die aufgrund von Elternzeiten im Job pausieren oder ausscheiden, durch neu eingestelltes Personal ersetzt werden. Wir haben dabei festgestellt, dass als Elternzeitvertretung häufig Personen mit demografischen Merkmalen eingestellt werden, die denen der werdenden Mütter entsprechen, also meist junge Frauen.

Wie haben sich die Abwesenheitszeiten der Mütter mit der Einführung des Elterngeldes 2007 verändert?

Unter dem bis 2006 gezahlten Erziehungsgeld sind etwa 40 Prozent der Mütter innerhalb von zwölf Monaten in den Betrieb zurückgekehrt. Ab 2007 waren es nur etwa 20 Prozent. Das Elterngeld hat einen Schonraum geschaffen, der insbesondere höherverdienenden Müttern eine längere Auszeit erlaubt hat. Bedingt durch die längeren Abwesenheiten sank kurzfristig die Beschäftigung in den betroffenen Betrieben – im ersten Jahr um 3 Prozent. Wir haben aber keine langfristigen negativen Effekte auf die Beschäftigung, die Löhne oder gar auf den Fortbestand dieser Betriebe festgestellt.

Wirkt sich die längere Erwerbsunterbrechung negativ auf die weiteren Erwerbsverläufe der Mütter aus?

Nein. Nach dem Ende der maximalen Bezugszeit des Elterngeldes von 14 Monaten bestehen bei Müttern, die vor und nach der Elterngeldeinführung Kinder bekommen haben, kaum noch Unterschiede bezüglich des Anteils derjenigen, die in ihre alten Betriebe zurückkehren. Außerdem entwickeln sich die Löhne der Mütter auch langfristig sehr ähnlich.

Hat die Einführung des Elterngeldes Konsequenzen für das Einstellungsverhalten von Betrieben im Hinblick auf die Beschäftigungsaussichten junger Frauen, die eventuell Kinder bekommen könnten?

Man könnte annehmen, dass längere Elternzeiten Betriebe abschrecken könnten, junge Frauen einzustellen. Um das zu untersuchen, haben wir das Einstellungsverhalten von Betrieben in den zwei Jahren nach Einführung des Elterngeldes betrachtet. Unsere Befunde geben jedoch keinen Hinweis darauf, dass das Elterngeld negative Konsequenzen für die Beschäftigungsaussichten junger Frauen hatte. So haben sich weder die Zahl der Neueinstellungen, noch der Anteil der jungen Frauen an den Neueingestellten geändert. Auch die Löhne, zu denen sie eingestellt wurden, blieben konstant. Insgesamt hat sich die von manchen geäußerte Befürchtung, dass längere Elternzeiten Betriebe belasten und sich negativ auf die Beschäftigungssituation junger Frauen auswirken, nach unseren Befunden nicht bestätigt.

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