Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Tool „Mein demografisches Profil“ • 24.01.2024„Das Bewusstsein für das Thema Demografie fördern“

Das BiB erforscht den demografischen Wandel und macht ihn für Politik und Öffentlichkeit verständlich. Als Ressortforschungseinrichtung des Bundes hat es gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) eine interaktive Anwendung entwickelt, die zeigt, was demografische Daten über das eigene Leben verraten. Im Interview spricht Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat, über den demografischen Wandel, die Demografiepolitik der Bundesregierung und wie das neue Tool von BiB und BMI dabei hilft, Interessantes über sich und seinen Jahrgang zu erfahren.

Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat Quelle: © Henning Schacht

Frau Schwarzelühr-Sutter, warum geht uns das Thema Demografie alle an?

Das Thema Demografie und der demografische Wandel sind allgegenwärtig. Die Bevölkerungsstruktur in Deutschland verändert sich. Die Lebenserwartung steigt. Durch Migration und neue Lebensformen wächst die Vielfalt der Gesellschaft. Die Zahl der Erwerbspersonen sinkt durch die Renteneintritte der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge. Diese Veränderungen wirken sich auf uns alle aus und betreffen alle Politikbereiche. Jeder spürt beispielsweise den Fachkräftemangel bei der Suche nach Handwerkern, einem Kinderbetreuungsplatz oder anderen Dienstleistungen.

Demografie als Bevölkerungswissenschaft hat also direkt mit uns Menschen und unserem Alltag zu tun. So liefert uns die Demografie etwa konkrete Daten und Analysen zur Anzahl von Geburten, zur Altersverteilung der Bevölkerung, zur Zahl der Erwerbstätigen oder Rentenbezieher sowie zur regionalen Zu- und Abwanderung. Diese Fakten sind nicht nur interessant, sondern für uns als Politik und Verwaltung auf allen Ebenen unseres Landes wichtige Planungsgrößen. Nur so können Infrastrukturangebote wie im Bereich Kita und Schule, Gesundheitsversorgung oder Mobilität in der jeweiligen Region bedarfsgerecht geplant werden.

Wie sind die Heimatpolitik des Bundesinnenministeriums und das Thema Demografie miteinander verbunden?

Mit seiner Heimatpolitik fördert das Bundesinnenministerium die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in allen Regionen Deutschlands. Wir schaffen damit die Grundlage für Chancengleichheit, gerechte Teilhabemöglichkeiten für alle Bürgerinnen und Bürger, einen besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt und stärken unsere wehrhafte Demokratie. Wir wollen ein Land, in dem alle gut und gern leben. Zur Gestaltung dieser aktiven Gesellschaftspolitik gehört der Umgang mit den Herausforderungen des demografischen Wandels. Demografie und Heimat bedeuten für mich daher auch regionale Vielfalt.

Die Regionen in Deutschland stehen vor unterschiedlichen demografischen Herausforderungen. Einige wachsen, hier werden viele Kinder geboren und die Wirtschaft boomt. Andere Regionen schrumpfen, sie haben einen hohen Altersdurchschnitt und befinden sich mitten im Strukturwandel.

Insbesondere das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung berät als Ressortforschungseinrichtung des Bundesinnenministeriums Politik und Verwaltung umfassend mit belastbaren Daten zu allen Aspekten des demografischen Wandels und informiert auch die Öffentlichkeit dazu.

Wenn Sie nun konkret auf das neue interaktive Tool auf Demografiepolitik4you schauen und die Ergebnisse Ihres eigenen demografischen Profils: Was verdeutlicht dies?

Wenn ich auf die demografische Bevölkerungsentwicklung insgesamt blicke, sehe ich vor allem eine große Dynamik. Noch vor einiger Zeit gingen die meisten davon aus, dass Deutschlands Bevölkerung stark schrumpfen werde. Dies ist vor allem durch die Zuwanderung nicht eingetreten.

Ich betrachte die dynamischen Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur vor allem als Chance, unsere Gesellschaft voranzubringen. Dabei ist mir wichtig, dass wir die Bedürfnisse aller Generationen sowie ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe in den Blick nehmen. Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes hängt nicht allein davon ab, wie wir uns demografisch entwickeln, sondern was wir daraus machen. Und bei diesem Prozess kommt es auf uns alle an!

Es ist daher wichtig, dass wir das Bewusstsein für das Thema Demografie fördern. Mit dem neuen interaktiven Tool „Mein demografisches Profil“ auf demografiepolitik4you.de können die Nutzerinnen und Nutzer anhand ihres Geburtsdatums ihr persönliches demografisches Profil erstellen. Das Profil veranschaulicht damit sehr schön, wo man sich mit seinem Jahrgang in der Bevölkerungsstruktur Deutschlands etwa hinsichtlich Alter, Familien oder Bildungsstand wiederfindet. So wie sich die Bevölkerung verändert, so soll auch das Tool auf Demografiepolitik4you in Zukunft um weitere Bereiche ergänzt werden, zum Beispiel um regionale Daten.

Wenn ich auf mein eigenes demografisches Profil schaue, dann sehe ich konkret: Ich gehöre zu den sogenannten „Babyboomern“, also der Generation, in der besonders viele Kinder geboren wurden. 1,3 Millionen Menschen sind wir in meinem Jahrgang, davon etwas mehr Frauen als Männer. Das entspricht 1,5 Prozent der gesamten Bevölkerung Deutschlands. Wie die Bevölkerungspyramide im interaktiven Tool verdeutlicht, ist dies einer der bevölkerungsreichsten Jahrgänge in Deutschland.

Ausschnitt des demografisches Profils von Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat auf www.demografiepolitik4you.de Ausschnitt des demografisches Profils von BMI-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf www.demografiepolitik4you.de Ausschnitt des demografisches Profils von BMI-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf www.demografiepolitik4you.de

Der Anteil derjenigen, die in meinem Alter erwerbstätig sind, liegt bei 73 Prozent. Viele sind auch schon im Ruhestand. Heute gehen die Menschen im Durchschnitt mit 64,4 Jahren in Rente, wobei die Regelaltersgrenze seit 2012 und bis zum Jahr 2031 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben wird. Aktuelle Daten bestätigen, dass die Erwerbslebensdauer bei Männern und Frauen über alle Bildungs- und Berufsgruppen in Ost- und in Westdeutschland insgesamt höher ist als dies in früheren Generationen der Fall war. Diese Entwicklung wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu zählt auch, dass wir heute gesünder altern als vorherige Generationen. Das eröffnet neue Potenziale für eine Ausdehnung der Erwerbslebensdauer dort, wo es möglich und individuell gewünscht ist. Ein längerer Verbleib im Arbeitsmarkt muss dabei attraktiv sein, beispielsweise mit Blick auf die Art der Tätigkeit oder einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung.

Auch die Stärkung des Bürgerschaftlichen Engagements und Ehrenamts gehört in diesen Kontext. Gerade ältere Menschen sind zunehmend und länger ehrenamtlich engagiert und bringen ihre Erfahrungen und Potenziale für unsere Gesellschaft ein. Gleichzeitig fehlt es vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen an Nachwuchs. Die Bundesregierung arbeitet aktuell daran, zivilgesellschaftliches Engagement für alle Generationen noch besser zu ermöglichen und gerade dort Potenziale und Aktivitäten zu unterstützen, bei denen Engagement generationenübergreifend gelebt wird. Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) als zentraler Ansprechpartner auf Bundesebene steht dabei oft flankierend und unterstützend zur Seite.

Diese ausgewählten Bereiche verdeutlichen, welche wichtige Zahlenbasis uns die Demografie für Politik und Verwaltung liefern kann.

Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview ist zuerst auf dem Demografieportal des Bundes und der Länder erschienen, das vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) herausgegeben wird.

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