Neues vom Projekt FReDA • 18.12.2023Forschungsergebnisse zur „Herausforderung Familie“
Welche Faktoren prägen das Familienleben heute? In der Reihe "FReDA informiert" wurden von Forschenden des Projekts „FReDA – Das Familiendemografische Panel“ aktuelle Befunde zum Spannungsfeld Familie vorgestellt. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten die Informationsveranstaltung, die am 14. November 2023 im Hauptstadtbüro des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und per Videokonferenz stattfand.
Auf dem Podium bei „FReDA informiert“: Leonie Kleinschrot, Univ.-Prof. Dr. C. Katharina Spieß, Ralf Göbel, Prof. Dr. Martin Bujard und Kerstin Ruckdeschel (v.l.n.r.)
Quelle: © FReDA
Im Fokus der Veranstaltung standen neueste Befunde zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zum Geschlechterrollenverständnis, zum Kinderreichtum sowie zum Wohlbefinden der Bevölkerung.
Berufseinstieg und Familiengründung prägen die Rushhour des Lebens
Prof. Dr. Martin Bujard stellte in seinem Vortrag „Wunsch und Wirklichkeit: Erwerbspotential in und nach der Rushhour des Lebens“ eine Analyse zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor. Darin machte er deutlich, dass Menschen insbesondere in der Phase zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr häufig zwei besonders energie- und zeitaufwändige Lebensprojekte nahezu gleichzeitig bewältigen müssen: den Berufseinstieg und die Familiengründung. Bezüglich der Familiengründung stellen sich Menschen beiderlei Geschlechts vor, dass Männer ganz leicht, Frauen etwas stärker ihre Arbeitszeit reduzieren sollten. Tatsächlich jedoch verringern Frauen mit der Familiengründung ihre Arbeitszeit viel deutlicher, als sie das selbst für wünschenswert halten. Später erhöhen sie ihr Arbeitspensum nur allmählich und in geringerem Umfang als ursprünglich geplant. An dieser Stelle „verschenkt“ die Gesellschaft viel Potential. Gerade angesichts des Fachkräftemangels sei das ein Hebel, an dem Politik ansetzen könnte, so Prof. Dr. Bujard.
Bewertung von Geschlechterrollen in Ost- und Westdeutschland
Die Studie von Leonie Kleinschrot hat die „Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Geschlechterrollenverständnisse in Ost- und Westdeutschland“ untersucht. Ein egalitäres Geschlechterrollenverständnis ist demnach im gegenwärtigen Deutschland weit verbreitet. Es bestehen jedoch nach wie vor Unterschiede zwischen Ost und West: Personen in den neuen Bundesländern vertreten ein egalitäreres Rollenverständnis als Menschen in den alten Bundesländern. Auffällig sind in diesem Zusammenhang die Überschneidungen der Überzeugungen zu Gleichstellung und kindlichem Wohlbefinden. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse der Analyse von Leonie Kleinschrot die Multidimensionalität von Geschlechterrollenverständnissen.
Mehrkindfamilien sind in Deutschland noch immer eine Minderheit
Mit einer Personengruppe, die in der medialen Berichterstattung eher selten vorkommt, hat sich Kerstin Ruckdeschel auseinandergesetzt: den Familien oder Partnerschaften mit vielen Kindern. Die Befragungen von FReDA haben der Wissenschaft hier neue Forschungspotentiale eröffnet.
In der Studie „Wer sind die Kinderreichen? Eine aktuelle Bestandsaufnahme“ stellt Ruckdeschel fest, dass Mehrkindfamilien, also Familien mit drei oder mehr Kindern, in Deutschland immer noch eine Minderheit darstellen. Bei vielen Menschen in Deutschland überwiegt die Vorstellung, die ideale Kinderzahl einer Familie liege bei zwei Kindern. Ein Großteil der Familien mit drei oder mehr Kindern nimmt in diesem Zusammenhang gesellschaftliche Diskriminierung wahr. Darüber hinaus zeigt die Analyse, dass es bei kinderreichen Familien häufiger auch zu Abweichungen in der Familienkomposition kommt und die Häufigkeit von Stief- und Konsekutivfamilien steigt. Und je nach Familienkomposition lassen sich auch Unterschiede beim Wohlbefinden feststellen.
Neuer BiB-Monitor zum Wohlbefinden der Bevölkerung
Univ.-Prof. Dr. C. Katharina Spieß präsentiert ein neues Format des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung: den „BiB.Monitor Wohlbefinden“. Es handelt sich um ein neues FReDA-basiertes BiB-Produkt, das jährlich erscheinen soll und untersucht, wie zufrieden die Bevölkerung in Deutschland ist. Denn wie zufrieden Menschen mit ihrem Leben tatsächlich sind, hängt nicht allein vom Gesundheitszustand oder Einkommen ab, sondern auch von anderen demografischen Merkmalen.
Die erste Ausgabe des „BiB.Monitor Wohlbefinden“ untersucht, inwieweit die Lebenszufriedenheit zusammenhängt mit Indikatoren wie der familiären Situation, der Bildung, der Zuwanderungsgeschichte, Umzugs- und Pendelerfahrungen oder auch der Entfernung zur älteren Generation. Subjektives Wohlbefinden ist demzufolge einer der umfassendsten sozialen Indikatoren, der das Leben des Einzelnen einschließlich des objektiven Lebensstandards bewertet.
Der aktuelle BiB.Monitor zeigt unter anderem, dass die Lebenszufriedenheit je nach Haushaltszusammensetzung ganz unterschiedlich ausfallen kann: So ist der Anteil der Personen, die wenig zufrieden sind, in der Gruppe der Singles mit Kindern besonders hoch. Dagegen sind beispielsweise Menschen, die in einem Paarhaushalt ohne Kinder leben, vergleichsweise zufrieden mit ihrem Leben.