3 Jahre FReDA | 09.08.2023Politische Akteure brauchen zuverlässige Befragungen
Die demografische Entwicklung stellt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Anlässlich der ersten FReDA-Nutzerkonferenz im Juli spricht Prof. Dr. Marcel Thum, Kuratoriumsvorsitzender des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), über die Bedeutung der Wiederholungsbefragung FReDA für die Politikberatung.
Prof. Dr. Marcel Thum, Kuratoriumsvorsitzender des BiB
Quelle: © Klaus Gigga
Warum ist es wichtig, dass es das familiendemografische Panel FReDA gibt?
Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Um auf langfristige Veränderungen reagieren und sie gestalten zu können, brauchen gerade politische Akteure zuverlässige, repräsentative Befragungen. Mit den Befragungen von FReDA können wir demografische Umbrüche erkennen, verstehen und darauf reagieren.
Ein Beispiel: Das familiäre Zusammenleben hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auf verschiedene Weisen verändert - das traditionelle Modell der Vater-Mutter-Kind-Familie wird häufig von anderen Lebensformen abgelöst. Solche Entwicklungen haben Folgen für die Zukunft: So gibt es beispielsweise mehr kinderlose Partnerschaften, für die sich im Alter unter anderem auch die Frage nach einer außerfamiliären Betreuung stellt.
Welche Stärken hat gerade das Panel FReDA?
Da ist zum einen die große Datengrundlage, die repräsentative Analysen ermöglicht: FReDA bietet mit über 30.000 Interviews eine sehr gute Basis für die Forschung zu Fragen rund um Familien und Partnerschaften in Deutschland. Zudem lassen sich durch das Paneldesign mit den regelmäßigen halbjährlichen Befragungen demografische Entwicklungen sehr gut beobachten. Da auch die Partner und Ex-Partner der Teilnehmenden befragt werden, können die unterschiedlichen Phasen von Partnerschaften untersucht werden.
Und schließlich bietet FReDA als Teil des Generations and Gender Surveys die Möglichkeit, vergleichende Analysen mit anderen Ländern durchzuführen. All das erlaubt einen sehr präzisen Blick auf die Gegenwart - und die Gesellschaft von morgen.
Geht es bei FReDA nur um langfristige Entwicklungen oder kann auch kurzfristiger Beratungsbedarf aus dem Kreis der politischen Entscheider zeitnah gedeckt werden?
FReDA hat das Leben während der Corona-Pandemie untersucht und konnte Faktoren identifizieren, die einen resilienten Umgang mit der Krisensituation erleichtert haben. Dadurch bietet das Panel der Politik Hintergrundwissen, das zum Verständnis der Bedürfnisse der Bevölkerung beiträgt. Durch das spezielle Design der halbjährlichen Befragungen konnte das Projekt ein gesellschaftlich relevantes Thema sehr schnell aufgreifen und der Politik mit wissenschaftlicher Expertise wichtige Impulse und Empfehlungen anbieten.
Wie geht dieser Wissenstransfer – von der Forschung in die Politik – vonstatten?
Da gibt es nicht den einen Weg. Manchmal geht der Wissenstransfer von der Grundlagenforschung aus. Durch die Beobachtung und Analyse zum Beispiel der FReDA-Daten erlangt man Erkenntnisse, die man erst einmal für die Fachleute aufbereitet und danach in Politikempfehlungen für die Öffentlichkeit gut verständlich aufbereitet. Manchmal geht der Impuls aber auch von der Politik aus, die mit einer drängenden Frage an die Forscherinnen und Forscher herantritt. Und das sind dann nicht immer die großen Gutachten oder riesige Gremien, sondern oft auch informelle Gespräche auf fachlicher Ebene.
Für die Politik bietet FReDA regelmäßig Publikationen in Form eines kurzen Policy Briefs oder zur Vertiefung in ausführlichen Broschüren an. Die Veranstaltung „FReDA informiert“, die in Berlin stattfindet, wendet sich an politische Akteure und widmet sich einem Thema in kurzen Impuls-Vorträgen mit anschließender Diskussion. Hier ist dann auch immer Raum für die informellen Gespräche. Aber natürlich stehen die Projektmitarbeiterinnen und –mitarbeiter darüber hinaus auch jederzeit für Nachfragen zur Verfügung und bieten Expertise rund um den Fokus Familie und Partnerschaft.
Zur Person:
Prof. Dr. Marcel Thum ist Direktor des ifo Instituts in Dresden. Zudem ist er Universitätsprofessor für VWL, insbesondere Finanzwissenschaft, an der Technischen Universität Dresden. Seine Forschungsthemen und -schwerpunkte sind unter anderem Demografie, Finanzwissenschaften, Politische Ökonomie und Arbeitsmarkt. Darüber hinaus ist Prof. Dr. Thum Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen sowie Kuratoriumsvorsitzender des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB).
Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview ist zuerst auf der Website des Projekts „Family Research and Demographic Analysis (FReDA)“ erschienen.