Festakt 50 Jahre BiB und 75 Jahre Destatis | 11.07.2023Verlässliche Daten sind die Basis von Anfang an
Mit einem großen Festakt feierten das BiB und das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden am 5. Juli 2023 mit 500 Gästen ihre runden Jubiläen. In den Redebeiträgen stand vor allem die Bedeutung von qualitativ guten Daten für Politik und Gesellschaft im Mittelpunkt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Radio- und Fernsehmoderator Jens Pflüger. Für die musikalische Untermalung sorgte das Bundespolizeiorchester München.
Von links: Vizepräsident StBA Christoph Unger, BiB-Direktorin Prof. Dr. C. Katharina Spieß, StBA-Präsidentin Dr. Ruth Brand und BiB-Vizedirektor Prof. Dr. Martin Bujard.
Quelle: Bundesfoto–Kurc
Trotz vieler unterschiedlicher Aufgaben und Schwerpunkte haben beide Geburtstagskinder vor allem eine Gemeinsamkeit: Die Grundlage ihrer Arbeit basiert auf Daten. Das Bundesamt erhebt und nutzt sie für seine Statistiken. Für die Forschungsarbeit des BiB sind in erster Linie vor allem bevölkerungsrelevante Daten wichtig, wie die Direktorin, Univ.-Prof. Dr. C. Katharina Spieß, anhand der Bevölkerungsentwicklung der letzten 50 Jahren verdeutlichte.
Bevölkerungszahl heute so hoch wie noch nie
Angesichts der demografischen Lage auf dem Arbeitsmarkt benötigen wir eine nachhaltige Fachkräftestrategie, sagte Prof. Spieß in ihrer Rede.
Quelle: Bundesfoto–Kurc
Die in diesem Zeitraum erhobenen Bevölkerungsdaten belegen, wie sehr sich die Bevölkerungsstruktur in Deutschland verändert hat. Die ursprüngliche Form einer Bevölkerungspyramide ist aufgrund der Verschiebungen bei der Altersstruktur (mehr Ältere, weniger Jüngere) heute nicht mehr eindeutig zu erkennen. 2023 erhöhte sich die Bevölkerungszahl zudem auf über 84 Millionen Menschen. „Nicht nur die Wiedervereinigung, sondern auch die Zuwanderung hat dafür gesorgt, dass wir so eine große Bevölkerungszahl haben wie noch nie“, betonte Prof. Spieß. Zugleich wird die Gesellschaft nicht nur älter, sondern auch bunter und mobiler.
Erforschung der Zufriedenheit ist auch wichtig für Demokratie
Um die Form und den Inhalt künftiger Bevölkerungspyramiden abschätzen zu können, ist es daher von Interesse, die Wirkungen von Politik auf die Bevölkerung, sowie die Werte und Einstellungen der Bevölkerung zu erforschen, sagte sie. Dazu ist es auch wichtig, zu erfragen, wie es der Bevölkerung im Hier und Heute geht. „Das subjektive Wohlbefinden der Eltern, der Arbeitenden, der Rentner, der Kinder und Jugendlichen, der Erwachsenen im mittleren Alter interessiert die Bevölkerungsforschung“, denn: „Zufriedenheit übersetzt sich nicht nur in demografische Ereignisse wie Geburten, Wanderungen und ein langes Leben, Zufriedenheit ergibt sich auch aus Vertrauen in die Demokratie und ihre Institutionen“, betonte die Wissenschaftlerin.
Mit amtlichen Daten gezielt Falschmeldungen entgegentreten
Der parlamentarische Staatssekretär Dr. Markus Richter vertrat Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Er betonte die Bedeutung guter Daten für die Demokratie.
Quelle: Bundesfoto–Kurc
Wie wichtig verlässliche und unabhängige Daten für die Gestaltung der Demokratie sind, machte der Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik, Staatssekretär Dr. Markus Richter aus dem Bundesministerium des Innern und für Heimat deutlich. Um kluge Entscheidungen treffen zu können, benötigt Politik die amtliche Statistik. In Zeiten, in denen verlässliche und unabhängige Quellen oftmals nur verschleiert wahrgenommen werden, bedarf es Institutionen, die Zahlen und Informationen rasch und zuverlässig frei von jeglicher Beeinflussung liefern. Zudem kann auf der Basis unabhängiger und objektiv erhobener Daten gezielt Falschinformationen entgegengetreten werden. Als ein Beispiel nannte er die aktuelle BiB-Studie über Geflüchtete aus der Ukraine, die in kürzester Zeit Daten zur Verfügung gestellt hat. „Keine andere Institution hat schneller verlässliche Informationen basierend auf einer repräsentativen Erhebung über die Lebenslage der Zugewanderten aus der Ukraine dargestellt als das BiB.“
Verlässliche Daten wichtig für eine faktengestützte Politikgestaltung
Die Daten und Analysen des BiB und des Statistischen Bundesamtes sind für die Arbeit der OECD von großer Bedeutung, betonte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann.
Quelle: Bundesfoto–Kurc
Große Datenmengen werden in einem noch nie dagewesenen Ausmaß erzeugt und verbraucht, betonte der Generalsekretär der Organisation für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD), Mathias Cormann. Durch die ständige Weiterentwicklung neuer und innovativer Technologien wie etwa Künstlicher Intelligenz sieht sich auch die politische Landschaft immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber. Daten sind in allen Phasen der Politikgestaltung von Bedeutung, von der Erhebung bis hin zur Bewertung der Ergebnisse. „Die OECD wäre ohne verlässliche Daten nicht voll handlungsfähig und könnte keine tragfähigen politischen Lösungen entwickeln“, so Cormann. Das Bundesamt und das BiB haben hier für die Arbeit der OECD zu vielen Lösungen beigetragen.
Daten bilden nur einen Ausschnitt der Welt ab
Wir leben in einem Datenzeitalter mit allen Chancen und Gefahren: Prof. Dr. Armin Grunwald vom Deutschen Ethikrat.
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Den gestiegenen Wert von Daten verdeutlichte das Mitglied des Deutschen Ethikrats, Prof. Dr. Armin Grunwald. Er bezeichnete die Natur von Daten als ambivalent: Auf der einen Seite faszinieren sie, zugleich können sie aber auch Probleme bereiten. Angesichts der Datenfülle und einer unbefangenen Freigabe von Daten können sich unerwünschte Effekte ergeben. Allerdings hat sich das Verhältnis zu Daten verändert. „Bei unklugem Gebrauch bergen Daten erhebliche Risiken“, warnte Prof. Grunwald. Zu beachten ist daher: Grundsätzlich werden Daten immer nur für bestimmte Zwecke gesammelt und erhoben. Sie bilden daher nicht die ganze Welt ab, sondern immer nur einen Ausschnitt. Das gilt es bei der Auswertung zu beachten.
Wiesbadener Stadtplakette an beide Häuser verliehen
Verleihung der Wiesbadener Stadtplakette durch Wiesbadens OB Gert-Uwe Mende an Prof. C. Katharina Spieß vom BiB (links) und Dr. Ruth Brand (rechts) vom Statistischen Bundesamt.
Quelle: Bundesfoto–Kurc
Dass die wichtige Arbeit der beiden Institutionen auch für ihren Standort Wiesbaden von großer Bedeutung ist, machte der Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Gert-Uwe Mende, deutlich. Er erinnerte an Zeiten, als es im Zuge von Kommunalreformen in den 1990er Jahren Pläne gab, das Statistische Bundesamt nach Bonn zu verlagern. Doch es gelang auch zum Wohle der Stadt, den Standort zu erhalten, und so konnte er beiden Häusern die Ehrenplakette der Stadt Wiesbaden verleihen – in Bronze für das BiB nach 50 Jahren und in Silber für das Statistische Bundesamt nach 75 Jahren.