Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Berliner Demografiegespräch | 05.05.2023Data Driven Policy – Datenbedarf in Krisenzeiten

Politik und Gesellschaft brauchen qualitativ hochwertige Daten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Wie die Covid-19-Pandemie oder der Angriffskrieg auf die Ukraine zeigten, entstehen insbesondere im Krisenfall neue Bedarfe nach aktuellen Daten. Das Berliner Demografiegespräch am 2. Mai mit Prof. Dr. C. Katharina Spieß, Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), und Dr. Karsten Lummer, Abteilungsleiter Bevölkerung des Statistischen Bundesamts (Destatis), drehte sich daher um die Frage, wie Bevölkerungsforschung und amtliche Statistik ihren Beitrag leisten können, damit „Data Driven Policy“ nicht nur ein Schlagwort bleibt. Moderiert wurde das Gespräch von Prof. Christina Elmer (TU Dortmund).

Institutionen im Krisenmodus

Prof. Spieß betonte, dass gerade als Ressortforschungseinrichtung Forschung nicht nur um ihrer selbst willen betrieben werde, sondern auch für Politik und Gesellschaft gewinnbringend sein sollte. So realisierte das BiB eine umfassende Studie zu den infolge des Angriffskriegs auf die Ukraine in Deutschland ankommenden Ukrainerinnen und Ukrainern.

Auch das Statistische Bundesamt hat einen Krisenmodus während der Covid-19-Pandemie erlebt, berichtet Dr. Lummer. Seinem Team gelang es, eine Methode zu entwickeln, mit der die Bereitstellung der Sterbefallzahlen von mehreren Monaten auf eine Woche reduziert werden konnte und Datenlücken durch eine Hochrechnung geschlossen würden.

Aus Fehlern lernen und Strukturen verändern

Er betont, dass eine Evaluation von Maßnahmen oftmals schwierig und zeitaufwendig ist, da an vielen Schrauben gedreht wurde und es am Ende schwer ist, zu sagen, welche Maßnahme ausschlaggebend war. Prof. Spieß weist zudem auf das Problem einer unüberblickbaren Landschaft an kleineren Studien hin, die bei akutem Datenbedarf entsteht. Das führe dazu, dass sich die Forschenden für abweichende Ergebnisse rechtfertigen müssen und Verwirrung sowie Misstrauen gegenüber unterschiedlichen Datenquellen in Politik und Öffentlichkeit entstehen. Ihr Vorschlag wäre daher, große Surveys wie zum Beispiel den Mikrozensus zu nutzen, um flexible Module einzubauen, welcher dann für aktuelle Datenbedarfe genutzt werden kann.

Krisen vorbeugen

Letztendlich verstehen beide Institutionen ihre Aufgabe darin, Fakten und Informationen zu generieren und bereitzustellen, auf deren Grundlage die Politik konkrete Lösungen zur Bewältigung der Krise aushandeln kann. Sie geben zu bedenken: Die richtigen Daten zu sammeln kann dazu beitragen, es gar nicht erst zu der nächsten Krise kommen zu lassen.

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