Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Karrierestart im Ausland • 10.03.2023Welche Rolle spielt die soziale Herkunft?

Hochschulabsolventen und Hochschulabsolventinnen aus Akademikerfamilien gehen öfter für den ersten Job ins Ausland, profitieren aber weniger von Lohnvorteilen als jene aus nicht akademischen Elternhäusern. Zu diesem Befund kommt eine neue Studie von Wissenschaftlern des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW).

Geschäftsfrau vor Anzeigetafel am Flughafen Quelle: © Maskot via Getty Images

Der Übergang vom Studium auf den Arbeitsmarkt ist eine große Herausforderung, umso mehr, wenn auf den Abschluss der internationale Berufseinstieg folgt. Die globale Nachfrage nach hochgebildeten Fachkräften mit interkulturellen Kompetenzen schafft einen starken Anreiz für diesen Karriereschritt.

Der Artikel in der Fachzeitschrift Research in Social Stratification and Mobility untersucht, wer sich für einen Berufsstart im Ausland entscheidet und welcher Zusammenhang zwischen internationalem Berufseinstieg und Löhnen besteht.

Dank einer Kooperation zwischen dem BiB und dem DZHW konnten die Wissenschaftler am BiB erhobene Daten zu deutschen Auswanderern der German Emigration Panel Study (GERPS) mit der Absolventenbefragung des DZHW zusammenspielen.

Wer entscheidet sich für den internationalen Berufseinstieg?

Aus Deutschland wandern seit dem Jahr 2010 jährlich circa 130.000 Personen aus. Davon haben 72 Prozent einen Hochschulabschluss und mehr als ein Drittel ist zwischen 20 und 29 Jahre alt. In dieser Altersgruppe findet am häufigsten der Eintritt in den Arbeitsmarkt statt.

Groben Schätzungen zufolge verlassen 3 bis 4 Prozent der Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen Deutschland nach ihrem Abschluss. Dies unterscheidet sich von Ländern mit schlechteren Berufsperspektiven für Menschen mit Hochschulabschluss wie zum Beispiel Griechenland oder Litauen. Dort verlassen bis zu 20 Prozent nach dem Studium ihre Heimat, um im Ausland zu arbeiten.

In ihrer Analyse für Deutschland können die Wissenschaftler zeigen, dass Hochschulabsolventen aus Akademikerhaushalten mit größerer Wahrscheinlichkeit im Ausland in den Arbeitsmarkt eintreten als jene, deren Eltern selbst nicht studiert haben.

Somit setzt sich das Phänomen der Bildungsungleichheit fort. Denn Kinder aus weniger gebildeten Familien entscheiden sich seltener für ein Studium. Wenn sie studieren, absolvieren sie weniger Auslandssemester und internationale Praktika als Studierende aus Akademikerhaushalten.

Lohnvorteil beim Jobeinstieg im Ausland

Internationale Übergänge von der Universität ins Berufsleben führen zu höheren Einstiegslöhnen im Vergleich zu Arbeitsmarkteintritten in Deutschland. Der relative Lohnvorteil fällt bei Hochschulabsolventen und Hochschulabsolventinnen aus weniger gebildeten Familien allerdings doppelt so hoch aus als bei jenen mit höherer Bildung der Eltern.

Am Ende stehen somit zwei gegenläufige Effekte: Der Berufseinstieg im Ausland ist für Hochschulabgänger aus akademischen Elternhäusern wahrscheinlicher, die relativen Lohnvorteile sind aber höher bei jenen aus nicht akademischen Elternhäusern.

Originalpublikation

Witte, Nils; Stawarz, Nico; Netz, Nicolai (2023): Career start abroad. The implications of graduate migration for social inequality. Research in Social Stratification and Mobility 83.

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