Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Schulschließungen während Corona-Pandemie | 01.02.2023Zunahme von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen

Auch wenn die Corona-Pandemie in Europa weitgehend überstanden zu sein scheint, leiden immer noch viele junge Menschen an den psychischen Folgen des Lockdowns. Welche Rolle dabei Schulschließungen genau spielen, war bisher umstritten. Eine neue BiB-Studie beschreibt nun erstmals auf einer breiten europäischen Datenbasis, dass coronabedingte Schließungen mit einer Steigerung von Depressionssymptomen bei Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang stehen. In einem europaweiten Vergleich wurden hierzu 22 Studien mit Daten vor und nach der Pandemie in einer systematischen Metastudie analysiert.

Leeres Klassenzimmer in der Grundschule Quelle: © annanahabed/stock.adobe.com

Ein Wissenschaftsteam um BiB-Forscherin Dr. Helena Ludwig-Walz zeigte erstmals, dass Kinder und Jugendliche während der Schulschließungen zu 75 Prozent häufiger generelle Depressionssymptome aufwiesen als vor der Pandemie. Im Vergleich erhöhte sich die Häufigkeit für solche Depressionssymptome im Zeitraum ohne Schulschließungen nur um 27 Prozent.

Auch andere Restriktionsmaßnahmen zeigen Effekt

Damit ist das Kernergebnis der Studie: Je strikter die Eindämmungsmaßnahmen, wie Schulschließungen, waren, umso größer war die Zunahme von generellen Depressionssymptomen. Über diesen klaren Zusammenhang hinaus belegen die Forschungsergebnisse einen Anstieg genereller depressiver Symptome insgesamt. Vor allem bei männlichen Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren lässt sich ein deutlicher Anstieg feststellen.

Bei der Auswertung klinisch relevanter Depressionsraten zeigt sich ebenfalls ein Anstieg, dieser liegt hingegen klar bei weiblichen Kindern und Jugendlichen. „Pandemiebedingte Restriktionsmaßnahmen und Schulschließungen haben zu einem Anstieg der Depressionssymptome bei Jungen und bei Mädchen in Europa beigetragen“, fasst Dr. Helena Ludwig-Walz die Ergebnisse der Studie zusammen.

Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen stärker im Blick behalten

Die Autorinnen und Autoren der Studie schlussfolgern, dass eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von depressiven Symptomen bei Kindern und Jugendlichen eine wichtige Bedeutung für die öffentliche Gesundheitsfürsorge spielt.

„Das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen muss künftig fokussierter verfolgt werden. Dabei ist es wichtig, Angebote wie Familienberatung, Schulsozialarbeit und Therapieplätze auch kurzfristig zugänglich zu machen“, resümiert Ludwig-Walz.

Die gesamte Studie ist im Fachmagazin „Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health“ erschienen.

Ludwig-Walz, Helena; Dannheim, Indra; Pfadenhauer, Lisa; Fegert, Jörg; Bujard, Martin (2022): Increase of depression among children and adolescents after the onset of the COVID 19 pandemic in Europe: a systematic review and meta analysis. In: Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health 16(109)

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