Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Publikation • 27.06.2022Neue Broschüre zur Kinderbetreuung durch Oma und Opa

Welchen Beitrag Großeltern zur kindlichen Entwicklung und dem elterlichen Wohlbefinden leisten, untersucht eine neue Studie des BiB und des DIW Berlin. Hat der Ausbau der Kindertagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren und der Ausbau ganztägiger Betreuungsangebote für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter dazu geführt, dass Großeltern keine große Rolle mehr spielen? Diese Frage ist ein Schwerpunkt der Studie, die von der Stiftung Ravensburger Verlag gefördert wurde. Ein weiterer Schwerpunkt analysiert die Auswirkungen der Großelternbetreuung auf die nachfolgenden Generationen.

Die Befunde belegen, dass Großeltern über den Zeitraum von mehr als 20 Jahren (1997 bis 2019) kaum an Relevanz für die Kinderbetreuung eingebüßt haben. Allenfalls in Westdeutschland und nur bei Kindern ab drei Jahren ist zu beobachten, dass die Großelternzeit etwas abgenommen hat.

Großeltern sind Teil einer kombinierten Betreuung

Professionelle Kinderbetreuung hat also Oma und Opa nicht verdrängt, vielmehr wird die Großelternbetreuung zunehmend Teil einer Betreuungs-Kombination mit Kita oder dem schulischen „Ganztag“. Diese Tendenz ist – wenn auch auf unterschiedlichem Niveau – für Familien unabhängig vom Bildungshintergrund zu beobachten, allerdings nicht für Familien mit Migrationshintergrund. Oftmals sind Großeltern hier ohnehin weniger in die Betreuung mit eingebunden. Insgesamt zeigt sich, dass Kinder in Deutschland vermehrt mit mehreren Betreuungspersonen in unterschiedlichen Kontexten aufwachsen - mit Eltern, Großeltern und pädagogischen Fachkräften. Dies trifft insbesondere auf Kinder in Ostdeutschland zu.

Wenn Großeltern unterstützen, sind Eltern zufriedener

Ein zweiter Studienschwerpunkt befasst sich mit den Auswirkungen der Großelternbetreuung auf die nächsten Generationen, die der erwachsenen Kinder und der Enkel. Dabei werden die Effekte auf das Wohlergehen der Enkel und das Wohlbefinden von Eltern untersucht. Es zeigt sich: Gibt es Unterstützung durch die Großeltern, sind Eltern deutlich zufriedener mit ihrer Kinderbetreuung und mit ihrer eigenen Freizeit. Die Zufriedenheit mit der Kinderbetreuungssituation steigt bei Müttern im Schnitt um 14 Prozent, bei den Vätern allein sogar um 21 Prozent. Dies wiederum kann positive Effekte auf die kindliche Entwicklung haben.

Kaum Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Kinder

Das Wohlergehen der von Großeltern betreuten Enkel selbst ändert sich hingegen kaum. Es sind keine direkten und kurzfristigen Wirkungen der großelterlichen Betreuung auf die sozio-emotionale Entwicklung der Kinder oder deren schulischen Leistungen, wie Zensuren oder Lernbereitschaft, festzumachen. Lediglich im Hinblick auf gesundheitliche Merkmale lässt sich ein negativer Effekt im Mittel aller Kinder beobachten: Kinder, die von ihren Großeltern betreut werden, haben nach Einschätzung der Eltern eher gesundheitliche „Probleme“. Dies zeigt sich aber nur für Kinder im Grundschulalter.

Welche Handlungsempfehlungen ergeben sich?

Um Einbußen in der Betreuungsqualität und damit Belastungen der Kinder zu verhindern, ist es unerlässlich, in Kitas oder dem schulischen Ganztag eine stabile Betreuungsumwelt zu bieten. Ein wichtiger Faktor dafür ist, dass Kinder so oft wie möglich von denselben pädagogischen Fachkräften betreut werden - an einem Betreuungstag, aber auch über die Kita-Zeit hinweg. Dies wiederum setzt für die Fachkräfte ein so attraktives Arbeitsumfeld voraus, dass sie über einen längeren Zeitraum darin verbleiben möchten. Da nicht alle Familien auf Großeltern zurückgreifen können, sollte es zudem möglich sein, mithilfe der Unterstützung von ehrenamtlichen oder professionellen „Großelterndiensten“ Ausgleich zu schaffen.

Die Befunde der Studie zur Großelternbetreuung machen insgesamt deutlich, dass Eltern vor großen Herausforderungen stehen – auch wenn Kitas weiter ausgebaut werden.

Die Analysen basieren auf Daten des pairfam-Panels, des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und der DJI-Kinderbetreuungsstudie KiBS. Diese Daten wurden in Abhängigkeit der Fragestellung und der Verfügbarkeit für die Jahre 1997-2020 ausgewertet.

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