BIB.BEVÖLKERUNGS.STUDIEN 2/2021 | 28.07.2021Hohe Belastungen für Familien durch Corona
Welche Folgen hat die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen für Familien in Deutschland? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Studie „Belastungen von Kindern, Jugendlichen und Eltern in der Corona‐Pandemie“. Darin stehen vor allem zwei Themen im Fokus: Zum einen wird ein breiter Überblick über aktuelle Studien zur Situation von Kindern, Jugendlichen und Eltern hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Belastung, psychosozialen Situation sowie zur Bildungssituation der Kinder gegeben. Ergänzt wird der Überblick durch eigene Analysen aus dem BiB zur psychischen Belastung auf der Basis von Daten des deutschen Familienpanels pairfam.
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Hinzu kommen eigene Hochrechnungen des BiB, die den Größenumfang der betroffenen Kinder und Jugendlichen veranschaulichen. Abgerundet wird die Broschüre mit wissenschaftlichen Empfehlungen zur Bewältigung der festgestellten Befunde.
Befindlichkeiten der Kinder und Eltern im Fokus
Die Pandemie hat Familien in besonderer und vielfältiger Weise stärker zugesetzt als Kinderlosen. Dies gilt sowohl für die Befindlichkeiten der Kinder als auch die zum Teil hohen Belastungen der Eltern, für die sich die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ganz neu gestellt hat. Die Broschüre nimmt daher vor allem die Befindlichkeiten der Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern in den Blick. Dabei spielt die psychische Belastung ebenso eine Rolle wie die Frage nach der Arbeitsteilung in der Familie.
Große Belastungen für die Kinder und Jugendlichen
Die Schließung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen hat nicht nur zu Bildungsdefiziten geführt, sondern auch gravierende Veränderungen im sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen ausgelöst. Dass die Schulschließungen und die damit einhergehenden Kontaktreduzierungen für Kinder sehr belastend waren, wird aus verschiedenen Studien deutlich. Darüber hinaus werden daher weitere unterschiedliche Dimensionen der Belastungen für Kinder und Jugendliche untersucht. Dazu zählen etwa die psychische und körperliche Gesundheit, die Erfahrung von Gewalt und die Entwicklung der Persönlichkeit im Pandemieverlauf. Die Befunde zeigen, dass es während der Pandemie bei einem Teil der jungen Erwachsenen zu einer Verschlechterung des psychischen Zustands gekommen ist.
Eltern im Spagat zwischen Job und Homeschooling
Doch nicht nur die Kinder und Jugendlichen haben während der Pandemiezeit gelitten, sondern auch die Eltern. Sie waren in mehrfacher Hinsicht betroffen: zum einen durch Belastungen am Arbeitsplatz durch Homeoffice oder Kurzarbeit und zum anderen bei der allein verantwortlichen Betreuung und Beschulung ihrer Kinder sowie damit verbundener Sorgen über deren weitere Entwicklung. Und nicht zuletzt gibt es Hinweise darauf, dass die Pandemie auch Auswirkungen auf die Balance der Aufgabenverteilung in den Familien hatte. So haben sich viele Väter in der Familie zusätzlich engagiert, vor allem in Phasen der Kurzarbeit. Dies ist ein Grund dafür, dass sich im ersten Lockdown der durchschnittliche Anteil der Familienarbeit der Väter erhöht hat. Trotzdem lag der Hauptteil der Familienarbeitszeit nach wir vor bei den Müttern. Sie trugen auch in erster Linie die Verantwortung für die Planung und Organisation der Familienaufgaben.
Soziale Ungleichheiten verstärken die Belastungen
Die Pandemie hat darüber hinaus auch gezeigt, dass es erhebliche soziale Ungleichheiten gibt, wobei sich die Probleme besonders in bestimmten Bevölkerungsgruppen manifestiert haben. Daher wurde die Sorge laut, dass Kinder, die sich in besonderen Problemlagen befinden, noch stärker zurückfallen als vor der Pandemie. Die Studie untersucht dazu die Rolle sozialer Ungleichheiten an den Beispielen Bildung und Wohnsituation. Dabei wird deutlich, dass Kinder aus bildungsfernen Familien durch Schulschließungen besonders benachteiligt sind. Erschwert wird die Situation zudem gerade in Großstädten, wo viele Familien auf beengtem Raum zusammenleben.
Insgesamt liefern die Befunde klare Hinweise darauf, an welchen Stellen angesetzt werden muss, um Eltern, Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung der Folgen der Pandemie adäquat zu unterstützen.