Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

BIB.BEVÖLKERUNGS.STUDIEN 1/2021 | 09.07.2021Weltbevölkerung wächst weiter - aber langsamer

Bis 2050 wird die Weltbevölkerung um knapp 2 Milliarden Menschen im Vergleich zu heute zunehmen. Das Tempo des Wachstums wird aber deutlich zurückgehen. Welche Faktoren hier eine Rolle spielen und welche Trends die Bevölkerungsentwicklung prägen, präsentiert die Broschüre „Globale Bevölkerungsentwicklung“ anhand der für die Bevölkerungsdynamik entscheidenden demografischen Komponenten vor dem Hintergrund der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.

Bild von Figuren auf Weltkarte Quelle: © alphaspirit/stock.adobe.com

Dazu werden Entwicklungen zwischen Regionen beziehungsweise Ländergruppen nach ihrem Entwicklungsstand und auf globaler Ebene untersucht. Ergänzt werden sie durch ausgewählte Länderbeispiele. Dabei wird bei der Darstellung auch die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland immer wieder in Beziehung zum globalen Geschehen gesetzt. Die Folgen der Coronapandemie auf die demografische Entwicklung werden ebenfalls thematisiert, sofern die Auswirkungen von COVID-19 auf zentrale Faktoren der globalen Bevölkerungsdynamik heute bereits abzusehen sind.

Die Bevölkerungsdynamik, also die Veränderung der Bevölkerungszahl, der Altersstruktur und ihrer räumlichen Verteilung, hängt im Wesentlichen von der Entwicklung der demografischen Komponenten Geburtenniveau, Sterblichkeit und internationale Migration ab. Daher stehen vor allem diese Faktoren im Fokus der Broschüre.

Globaler Rückgang des Geburtenniveaus

Die Analysen zeigen, dass die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau (zusammengefasste Geburtenziffer) sowohl global als auch in allen geografischen Weltregionen in den vergangenen Jahrzehnten zurückgegangen ist.

Während sie weltweit vor 50 Jahren noch bei knapp fünf Kindern pro Frau lag, halbierte sie sich bis 2015/20 auf 2,5 Kinder pro Frau. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede bei den durchschnittlichen Kinderzahlen sowohl innerhalb von Ländern als auch zwischen sozialen Gruppen. So liegen die Länder, in denen momentan pro Frau im Durchschnitt die wenigsten Kinder geboren werden, vornehmlich in Asien und Europa: In Südkorea (1,1), Taiwan (1,2) und Macau (1,2) ist die durchschnittliche Kinderzahl in drei Ländern Ostasiens weltweit am niedrigsten. Die Länder mit dem weltweit höchsten Fertilitätsniveau liegen heute nahezu ausschließlich in Subsahara-Afrika. Dazu zählen zum Beispiel Niger (7,0), Somalia (6,0), die Demokratische Republik Kongo (6,0), Mali (5,9), Tschad (5,8), Angola (5,6), Burundi (5,5) und Nigeria (5,4). Am höchsten liegt die Geburtenziffer in Ländern außerhalb Afrikas in Afghanistan mit 4,6, den Salomoninseln mit 4,3 und Osttimor mit 4,1 Kindern pro Frau.

Trend zu höherer Lebenserwartung setzt sich fort

Während die Kinderzahlen global zurückgehen, steigt die Lebenserwartung auf der Welt weiter an, wie die Broschüre verdeutlicht. Immer mehr Länder werden es künftig mit alternden Bevölkerungen zu tun haben. Auch wenn es weiterhin große Unterschiede zwischen den Weltregionen und Ländern mit unterschiedlichem Entwicklungsstand gibt, setzt sich der Trend zu einem längeren Leben global weiter fort.

Dieser positive Anstieg der Lebenserwartung geht mit der Fortsetzung eines Wandels der Todesursachen einher. So sind die Sterbefälle unter den nicht-infektiösen Erkrankungen weltweit innerhalb von zehn Jahren von 33,5 Mio. 2007 auf 41,1 Mio. Sterbefälle 2017 angestiegen. Die Entwicklung ist auch ein Resultat der wachsenden Alterung der Bevölkerung. Diese wird nach den Vorausberechnungen der Vereinten Nationen bis 2050 einen Punkt erreicht haben, an dem jeder sechste Mensch auf der Welt 65 Jahre oder älter sein wird.

Zunahme der internationalen Mobilität

Für die regionale Bevölkerungsentwicklung spielen Wanderungsbewegungen eine zunehmende Rolle. Internationale Wanderung erfolgt häufig aus Regionen mit hohem Bevölkerungswachstum in solche, in denen das Bevölkerungswachstum niedrig ist oder die Sterbefälle bereits die Geburten übersteigen und die Bevölkerung ohne Zuwanderung schrumpfen würde. In solchen Ländern trägt die Zuwanderung zum Teil erheblich zur Bevölkerungsdynamik bei, während die demografischen Folgen der Abwanderung in den Herkunftsländern gering bleiben. Insgesamt hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Menschen kontinuierlich erhöht, die außerhalb ihres Geburtslandes beziehungsweise des Landes ihrer Staatsbürgerschaft leben oder Schutz in einem anderen Land gesucht haben.

Dabei ist der Anteil der Mobilen an der Weltbevölkerung mit etwa 1 Prozent seit den 1990er Jahren jedoch weitgehend gleichgeblieben. Verändert haben sich aber die Herkunfts-und Zielregionen der internationalen Wanderungen. Während Europa und Nordamerika aus globaler Perspektive beständig zu den wichtigsten Zielregionen gehören, hat sich Asien in den letzten Jahrzehnten zu einer bedeutenden Herkunfts- und Zielregion entwickelt. Mittlerweile ist Asien zu einem wichtigen Drehkreuz globaler Migrationsbewegungen geworden, was unter anderem mit der Wirtschaftsentwicklung und Bildungsexpansion zusammenhängt. Immer mehr Menschen aus Pakistan, Indien und Bangladesch migrieren beispielsweise aus beruflichen Gründen in die Golfstaaten, wo einheimische Arbeitskräfte fehlen.

Bevölkerungswachstum und Nachhaltigkeit

Auch wenn in Zukunft die Bevölkerungszahlen in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr im gewohnten Maße wachsen werden, weisen die Befunde der Broschüre darauf hin, dass die Nachhaltigkeit globaler Konsum- und Produktionsmuster eine Zukunftsfrage für Mensch und Umwelt bleiben wird. Somit sind die Agenda 2030 sowie die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen ein wichtiges zentrales Instrument, um den steigenden Bedarf einer weiter wachsenden Weltbevölkerung zu befriedigen, ohne die Umwelt und Zukunftschancen künftiger Generationen zu gefährden.

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