Interview zum Datenreport 2021 • 10.03.2021Daten und Fakten über das Leben in Deutschland
Der neue Datenreport 2021 – ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland bietet eine Bilanz der Lebensverhältnisse in Deutschland. Er informiert mit Statistiken und Fakten über viele Bereiche des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschehens. Dazu zählen zum Beispiel neben der Bevölkerungsentwicklung auch volkswirtschaftliche Zusammenhänge oder Einstellungen zu Werten und Normen in der Bevölkerung. Erstmals befasst sich der Datenreport auch in eigenen Abschnitten mit dem Klimawandel sowie der Corona-Pandemie als den zwei großen Herausforderungen unserer Zeit. Im Interview gibt Dr. Uta Brehm einen Einblick in interessante Befunde.
Für den Datenreport 2021 schließt sich das BiB einer Kooperation hochrangiger Institutionen wie der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), dem Statistischen Bundesamt (destatis), dem Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) sowie dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) an. Welche Rolle das BiB bei der Konzeption und inhaltlichen Gestaltung spielt, erläutert BiB-Wissenschaftlerin Dr. Uta Brehm.
Frau Dr. Brehm, der Datenreport existiert seit 1985 und erscheint nun zum 17. Mal. Erstmalig ist auch das BiB als neuer Partner in der Herausgeberschaft dabei. Welche Perspektiven steuert das Institut denn zur Publikation bei?
Die Beiträge des BiB ergänzen den Datenreport um Perspektiven an der Schnittstelle von amtlichen und sozialwissenschaftlichen Statistiken. Bislang standen diese beiden Säulen der Sozialberichterstattung im Datenreport nebeneinander. Das BiB rundet den Report nun dadurch ab, dass es die beiden Perspektiven miteinander verbindet.
Insgesamt finden sich acht Themenbereiche aus unserem Hause im Datenreport wieder. Dazu gehören die Kapitel zu den Themen Binnenwanderung, Kinderreichtum, Innerfamiliäre Arbeitsteilung, Internationale Mobilität, Erwerbstätigkeit im Ruhestandsalter, Einstellungen zu Familie sowie Geschlechterrollen.
Darüber hinaus untersucht ein Kapitel die Situation von Eltern zwischen Homeoffice und Homeschooling während der Corona-Pandemie. Hier wurde zum Beispiel erforscht, ob sich angesichts der Ausweitung des Homeoffice die Zeitverwendung für die Familienarbeit von Müttern und Vätern verändert hat und es dadurch eventuell zu einer Re-Traditionalisierung der Geschlechtermuster gekommen ist. Es konnte gezeigt werden, dass die Zeitersparnis etwa durch eingesparte Pendelwege bei den Vätern zu einer höheren Zeitverwendung für Familienarbeit geführt hat. Trotzdem verwendeten nach wie vor die Mütter während der Krise mehr Zeit auf die Familienarbeit als Väter. Alles in allem war der Lockdown natürlich eine große Herausforderung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dabei stellte gerade für Mütter die Möglichkeit zum Homeoffice jedoch eine Entlastung dar.
Haben die Themen im Report einen direkten Bezug zur Forschungsarbeit des Instituts?
Ja, die Themen sind eng verknüpft mit der Forschungsarbeit des BiB und geben zugleich einen Überblick über zentrale Befunde diverser Surveys und Analysen unseres Hauses. Das wird auch in Zukunft interessant sein, wenn wir die Themen der Familienforschung mit den umfassenden Daten des familiendemografischen Panels, FReDA, bearbeiten können. Die Beiträge des BiB erweitern somit das bisherige Themenspektrum des Datenreports um wichtige Bereiche, die angesichts demografischer Veränderungen auch künftig von großer Bedeutung sein werden. Auch wenn Corona derzeit die Nachrichtenlage dominiert, spielen nach wie vor Themen wie Geburtenentwicklung, Alterung der Gesellschaft oder Gleichstellung der Geschlechter oder Migration und Mobilität eine große Rolle. Also klassische BiB-Themen. Die sind ja trotz Corona noch immer vorhanden. Dies gilt zum Beispiel für das nach wie vor niedrige Geburtenniveau in Deutschland. So zeigt beispielsweise der Beitrag zum Kinderreichtum, dass der Rückgang von kinderreichen Frauen in erheblichem Maße zum langfristigen Geburtentief in Deutschland beigetragen hat und damit die demografische Entwicklung entscheidend prägt. Er untersucht zudem, wie und warum sich Kinderreichtum im Zeitverlauf verändert hat.
Welche weiteren Themen werden im Report präsentiert?
Neben den genannten Themen des BiB spielen die Themen Umwelt und Klimawandel eine Rolle. Darüber hinaus beschäftigen sich neue Kapitel mit der Digitalisierung der Arbeit, prekären Arbeits- und Lebensbedingungen, der Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit und sozialen Lagen sowie dem Gesundheitszustand der Bevölkerung. Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit Fragen der politischen und gesellschaftlichen Partizipation und untersucht unter anderem politisches Engagement sowie Einstellungen zu Demokratie und Sozialstaat. Die Themen liefern somit einen Querschnitt durch fast alle Bereiche aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Alles in allem ein spannendes Werk, das ein kurzes Nachschlagen ebenso lohnt wie ein vertieftes Hineinlesen.