Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Beilage zur Zeitschrift „Geographische Rundschau“ | 17.11.2020Binnenwanderungen in Deutschland

Einen Überblick über das aktuelle Binnenwanderungsgeschehen in Deutschland gibt eine neue Untersuchung des BiB. Sie zeigt unter anderem, dass deutsche Großstädte seit etwa 2014 Binnenwanderungsverluste gegenüber ihrem Umland verzeichnen. Dies deutet auf eine neue Phase der Suburbanisierung hin.

Raus aus der Großstadt – Alle Umzüge in einer Grafik

Die untenstehende Abbildung für das Jahr 2018 zeigt die Nettowanderungen, also die Differenz zwischen der Zahl der Zuzüge und der Zahl der Fortzüge, zwischen 52 deutschen Regionen. Die Farbe der Wanderungsströme zeigt deren Richtung an, die Breite deren Größe. So wird zum Beispiel der Wanderungsverlust Berlins (roter Balken) gegenüber Brandenburg (orangener Balken) von rund 15.000 Personen durch den breiten roten Strom dargestellt. Die Abbildung verdeutlicht, dass die meisten Umzüge zwischen benachbarten Regionen beziehungsweise zwischen den Großstädten und ihrem jeweiligen Umland stattfinden. Bis auf Erfurt und Halle an der Saale verzeichnen alle Großstädte Binnenwanderungsverluste gegenüber dem Umland, was die derzeitige Phase der Suburbanisierung unterstreicht.

Nettowanderungen zwischen 52 Regionen (Großstädte und Nuts-2 Regionen), 2018 Nettowanderungen zwischen 52 Regionen (Großstädte und Nuts-2 Regionen), 2018 Nettowanderungen zwischen 52 Regionen (Großstädte und Nuts-2 Regionen), 2018 Quelle: BiB

Wanderungsströme zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern ausgeglichen

Wanderungen über größere Distanzen - die durch die Mitte der zirkulären Grafik gehen - sind eher eine Seltenheit. Auch zwischen den ostdeutschen und den westdeutschen Regionen gibt es knapp 30 Jahre nach der Wiedervereinigung keine wesentlichen Nettowanderungsströme. Dies ist bemerkenswert, da die neuen Bundesländer in den beiden Jahrzehnten nach der Wiedervereinigung erhebliche Binnenwanderungsverluste gegenüber den westdeutschen Bundesländern verzeichneten. Für die Jahre 2017 und 2018 sind allerdings zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung leichte Nettowanderungsgewinne der ostdeutschen Flächenländer gegenüber den westdeutschen Bundesländern zu beobachten.

Folgen der Corona-Pandemie für das Binnenwanderungsgeschehen noch nicht absehbar

Inwieweit sich die Corona-Pandemie auf die Binnenwanderungsbewegungen auswirkt, lässt sich aufgrund fehlender Daten der amtlichen Statistik heute noch nicht sagen. Allerdings ist zu vermuten, dass die derzeitige Phase der Suburbanisierung durch das Coronavirus verstärkt beziehungsweise verlängert werden könnte, wenn aufgrund der Kontaktbeschränkungen das Bedürfnis von Stadtbewohnern nach Wohnraum mit eigenem Garten im Umland der Großstädte steigt. Ob die Gesamtzahl der Wanderungen bedingt durch die Krise zurückgeht, weil Umzugsentscheidungen aufgeschoben werden, bleibt ebenfalls abzuwarten.

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