Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

BiB Working Paper 3/2020 • 16.11.2020Ruhestandsübergänge aus der Paarperspektive

Aufgrund des steigenden Anteils von älteren Zweiverdienerpaaren stellt sich für immer mehr Paare die Frage nach der Gestaltung des Übergangs in den Ruhestand. Dazu gehört auch, ob ein gemeinsamer oder getrennter Ruhestandsübergang realisiert wird und welche Faktoren hierbei eine Rolle spielen. Dieser komplexe Abstimmungsprozess schließt miteinander verwobene berufliche, familiäre und partnerschaftliche Aspekte ein. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Forschungsarbeiten zu partnerschaftlichen Ruhestandsübergängen erhöht. Das Working Paper liefert einen Überblick über den Forschungsstand zu diesem verhältnismäßig jungen Untersuchungsgegenstand, der konzeptionelle, theoretische und methodische Aspekte umfasst und leitet daraus Empfehlungen für die Forschungspraxis ab.

Älteres Paar Quelle: Portra via Getty Images

In vielen Ländern ist ein Anstieg der Erwerbstätigenquoten von älteren Frauen zu beobachten. Damit erhöht sich auch der Anteil der Paare, bei denen beide Partner erwerbstätig sind. Während zum Beispiel vor 20 Jahren in Deutschland bei weniger als jedem vierten Paar im Alter von 50 bis 69 Jahren beide einer Erwerbsarbeit nachgingen, so lag dieser Anteil 2018 bereits bei mehr als 50 Prozent. Dadurch wird der Übergang in den Ruhestand immer häufiger zu einer Angelegenheit, die beide Partner in ähnlicher Weise betrifft und die gemeinsam besprochen wird.

Analyse des Ruhestandsübergangs auch wichtig für die Sozialpolitik

Eine Konsequenz daraus kann sein, dass Paare ihre Ruhestandsübergänge synchronisieren. Dies hat Folgen für viele politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bereiche. „Die Analyse des Ruhestandsübergangs aus einer Paarperspektive trägt zu einem besseren Verständnis sozialer Trends bei und ist von hoher Relevanz sowohl für Arbeitgeber und Organisationen als auch für die politische Sphäre, besonders für die Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik“, betont die Autorin des Papers, BiB-Wissenschaftlerin Dr. Laura Konzelmann.

Zeitliche Differenz beim Ruhestandsübergang von Paaren

Der Übergang in den Ruhestand wird als Entscheidungsfindungsprozess beider Partner konzipiert und aus einer Lebensverlaufsperspektive heraus verstanden. Dabei wird neben dem gewandelten Bild des Ruhestands auch dessen vielschichtiger Charakter mit seiner Vielfalt paarbezogener Aspekte betont.

Im Zentrum der Beobachtung stehen die zeitliche Differenz im Ruhestandseintritt und die Frage, welche Faktoren mit dieser in Verbindung stehen. In der Literatur wird diesbezüglich häufig der Begriff „joint retirement“ verwendet. „Darunter wird ganz allgemein der zeitlich miteinander abgestimmte Übergang vom Erwerbsleben in die Ruhestandsphase verstanden“, erläutert Dr. Konzelmann.

Um die Hintergründe für einen gemeinsamen oder getrennten Übergang in den Ruhestand besser zu verstehen, werden verschiedene soziodemografische und einstellungsbasierte Faktoren auf der Individual- und Paarebene sowie Erkenntnisse zu deren empirischer Evidenz vorgestellt.

Laura Konzelmann (2020): Couples’ Transition to Retirement: The Current State of Research and Future Pathways. BiB Working Paper 3/2020

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