Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Pressekonferenz des BiB und des BKG • 28.09.2020Deutschland vereint in Vielfalt

Die demografische Situation zeigt sich 30 Jahre nach der Wiedervereinigung äußerst vielfältig. So haben sich manche demografische Verhaltensweisen des Ostens an die des Westens angeglichen und umgekehrt. Teilweise sind aber auch neue Unterschiede entstanden, während andere erhalten geblieben sind, wie BiB-Direktor Prof. Dr. Norbert F. Schneider bei der Vorstellung einer neuen BiB-Broschüre und einer interaktiven Webanwendung des BKG am 22. September 2020 in Wiesbaden betonte.

Zu den demografischen Kennzahlen, bei welchen sich der Osten dem Westen angenähert hat, zählt zum Beispiel die Angleichung des Alters bei der Erstgeburt. In anderen Bereichen hat sich wiederum West- an Ostdeutschland angenähert – etwa bei der gestiegenen Erwerbsbeteiligung von Frauen und Müttern, sagte Prof. Schneider.

In einigen Bereichen bestehen weiterhin deutliche Unterschiede

BiB-Direktor Prof. Dr. Norbert F. Schneider Prof. Dr. Norbert F. Schneider Quelle: BiB

Allerdings sind zum Teil auch Unterschiede bestehen geblieben. Dies gilt etwa für den in Westdeutschland höheren Anteil der ausländischen Bevölkerung oder den in Ostdeutschland höheren Anteil der nichtehelichen Geburten. Außerdem haben sich für einige demografische Indikatoren neue Unterschiede ausgebildet, zum Beispiel im Hinblick auf die Alterung der Bevölkerung oder die Anteile von Männern und Frauen.

Nach wie vor sind die Unterschiede zwischen Ost und West auf der regionalen Ebene mancherorts erheblich. Die neuen Herausforderungen liegen daher aus Sicht des Soziologen in der Bewältigung der sich vergrößernden Unterschiede zwischen den Regionen sowie zwischen den Zentren und der Peripherie. Regionale Entwicklungen sind dabei keineswegs permanent stabil, sondern pulsierend und durch ein Auf und Ab gekennzeichnet, so der Soziologe.

Auch im Westen gibt es demografische Vielfalt - nur anders

Wie vielfältig sich die deutsche Bevölkerung in Ost und West in den letzten 30 Jahren entwickelt hat, zeigte BiB-Forschungsdirektor Dr. Sebastian Klüsener. Er wies darauf hin, dass auch in Westdeutschland demografische Vielfalt existiert, die sich aber anders gestaltet als im Osten. So gibt es im Westen ebenfalls Regionen, die in den letzten 30 Jahren durch Strukturwandelprozesse Bevölkerungsrückgänge verzeichnet haben.

Eine Angleichung in beiden Landesteilen hat es vor allem bei der Entwicklung der Lebenserwartung zwischen 1990 und 2018 gegeben. Bestanden hier 1990 noch erhebliche Unterschiede, hatten sich diese 2018 dank verbesserter Investitionen in die Gesundheitsversorgung in Ostdeutschland stark an die im Westen angeglichen.

Darüber hinaus haben einige Ost-West-Unterschiede tiefe historische Wurzeln. Dies gilt etwa für die Entwicklung des Anteils der nichtehelichen Geburten in Ost und West, der in Ostdeutschland schon vor 1945 weitaus höher war als in Westdeutschland.

Kartographische Visualisierung der Veränderungen in Ost und West

Prof. Dr. Paul Becker Prof. Dr. Paul Becker Quelle: BiB

Um die Veränderungen der letzten 30 Jahre auch visuell darstellen zu können, präsentierte der Präsident des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie (BKG), Prof. Dr. Paul Becker, eine kartographische Zeitreise auf der Basis einer neuen Webanwendung des BKG und des BiB. Diese enthält interaktive Karten und Luftbilder, welche die Situation in Ost- und Westdeutschland um 1990 der von heute grafisch gegenüberstellen.

Neben demografischen Daten sind darüber hinaus auch historische Luftbilder von ehemaligen Grenzübergängen in Berlin und topographische Karten der DDR enthalten, die einen Vergleich mit dem heutigen Zustand der Gebiete ermöglichen.

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