BiB beteiligt bei Expertengespräch Demografie | 21.02.2020Warum kehren Menschen in ihre (ostdeutsche) Heimat zurück?
Mit dieser Frage beschäftigte sich das Demografiegespräch am 18. Februar 2020 im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) mit Staatssekretär Dr. Markus Kerber. Als Expertin dabei war auch BiB-Forschungsdirektorin Dr. Nikola Sander.
BMI-Staatssekretär Kerber diskutiert mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Expertengesprächs Demografie zum Thema „Rückkehr in die Heimat“ am 18. Februar 2020 in Berlin.
Quelle: BMI
Dr. Kerber betonte in Vertretung des Bundesinnenministers Dr. Horst Seehofer zunächst die hohe Relevanz des Binnenwanderungsgeschehens: Seit 2017 ziehen mehr Menschen vom Westen in die ostdeutschen Flächenländer als umgekehrt; viele von ihnen ziehen zurück in die ostdeutsche Heimat. Diese Umkehrung der Ost-West-Wanderung hat sich seither verstetigt, wie BiB-Wissenschaftlerin Dr. Nikola Sander betonte: „Wir sehen seit 2018, dass die Menschen auch aus Berlin, Leipzig oder Dresden in die ländlichen Regionen im Umland der Großstädte zurückkehren.“
Als Expertinnen und Experten waren neben Dr. Nikola Sander vom BiB, Professorin Heike Liebmann von der Brandenburgische Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH, Fred Mahro, Bürgermeister von Guben, Dr. Colin von Ettingshausen, kaufmännischer Geschäftsführer der BASF Schwarzheide GmbH und Sven Guntermann, Vorsitzender des Vereins „Generationen gehen gemeinsam (G3) e.V.“, ins BMI gekommen.
Nähe zur Familie Hauptgrund für Rückkehr
Einige der Gründe für die Rückkehr stellte Sven Guntermann, Vorsitzender des Vereins „Generationen gehen gemeinsam“ (G3) e.V.“, am Beispiel einer Befragung von Rückkehrern und Zuzüglern in Brandenburg in den Jahren 2018 und 2019 vor. Demnach spielt die Nähe zur Familie und zu Freunden und Bekannten eine Hauptrolle. Dagegen sind die Arbeitschancen der wichtigste Faktor zum Dableiben, gefolgt von der Familiensituation und den sozialen Kontakten.
Voraussetzungen für die Rückkehr
Darüber hinaus wurden in der Runde mit Experten und Expertinnen aus Wissenschaft, Kommunalverwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft die Voraussetzungen diskutiert, die zu einer gelingenden Rückkehr beitragen können. Dazu zählen zum Beispiel die Attraktivitätsmerkmale einer Region, also Faktoren, die Menschen am Ort halten oder Rückkehrinitiativen. Diese bieten Infos, vermitteln Angebote unter anderem zu Arbeitsmöglichkeiten, Wohnraum oder Kinderbetreuung.
Für den Bürgermeister der Stadt Guben in Brandenburg, Fred Mahro, geht es vor allem um das „Gesamtpaket“ für Familien. Dabei spielen unter anderem die Kinderbetreuung, die Schulqualität, das Vereinsleben und die „Willkommenskultur“ in Kombination mit Arbeitsplätzen die entscheidende Rolle bei der Gewinnung von Rückkehrern. Einig war man sich zudem in der Diskussionsrunde, dass positive Botschaften aus den ostdeutschen Regionen stärker kommuniziert werden müssen.
Hintergrund zum Expertengespräch
Dr. Nikola Sander, Prof. Dr. Heike Liebmann, Sven Guntermann, Minister Seehofer, Fred Mahro, Friederike Dahns und Dr. Colin von Ettingshausen (v.l.n.r.)
Quelle: BMI
Um die Umsetzung der Demografiestrategie der Bundesregierung wissenschaftlich fundiert und praxisrelevant zu gestalten, tauscht sich das BMI regelmäßig mit relevanten Akteurinnen und Akteuren zu demografischen Schwerpunktthemen aus. Im Jahr 2019 ging es unter Beteiligung von BiB-Direktor Prof. Dr. Norbert Schneider um die Potenziale des Alters.