BiB informiert Bundesfinanzministerium | 11.02.2020Herausforderungen durch die Alterung der Babyboomer
Die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre nähern sich dem Rentenalter. Was heißt das für Deutschland? In einem Vortrag beim Bundesfinanzministerium vor etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern berichtete BiB-Forschungsdirektor Dr. Sebastian Klüsener am 21. Januar 2020 über aktuelle Entwicklungen. Seine Botschaft: Die Auswirkungen werden spürbar, aber bei vorausschauender Planung auch kontrollierbar sein.
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Durch den Eintritt der Babyboomer-Generation in den Ruhestand ergeben sich Herausforderungen im Arbeitsmarkt, bei der Rente, dem Gesundheitssystem und der Pflege.
Babyboomer wichtige Ressource für Deutschland
Allgemein ist zu erwarten, dass viele Babyboomer auch nach dem Ruhestand noch viel Lebenszeit in guter Gesundheit verbringen werden. Dadurch kann diese Gruppe grundsätzlich noch lange in verschiedenen Bereichen mitwirken. Dazu zählt neben der Erwerbstätigkeit auch freiwilliges Engagement. Die Politik könnte noch stärker als bisher das gesunde Altern und das lebenslange Lernen fördern, um Herausforderungen durch die Alterung der Gesellschaft abzufedern.
Arbeitsmarkt: Keine drastischen Auswirkungen zu erwarten
Durch das Ausscheiden der Babyboomer aus dem Erwerbsleben ist in den nächsten Jahren mit einem Rückgang der absoluten Zahl der Erwerbstätigen zu rechnen. Dennoch müssen sich dadurch die geleisteten Arbeitsstunden (Arbeitsvolumen) nicht zwangsläufig verringern, wie Vorausberechnungen des BiB bis 2030 zeigen. Die in den Ruhestand eintretenden Babyboomer hinterlassen zwar eine Lücke bei den geleisteten Arbeitsstunden, weitere Anstiege bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren könnten diese Lücke aber nahezu schließen. Eine wichtige Stellschraube ist zudem die Bildung: Der Anteil von Menschen mit hoher Bildung steigt und diese leisten pro Kopf mehr Arbeitsstunden.
Auch öffentlicher Dienst vom demografischen Wandel betroffen
Für die Bewältigung der Herausforderungen durch die Alterung der Gesellschaft ist ein effektiver öffentlicher Dienst sehr wichtig. Hier drohen aber Engpässe. Mehr als jeder vierte Beschäftigte im öffentlichen Dienst war 2018 über 55 Jahre alt und geht damit bis 2030 in den Ruhestand. Die Folge: Gerade, wenn Ende der 2020er Jahre die Herausforderungen durch die Alterung am größten sein werden, gibt es einen Personalmangel im öffentlichen Dienst. Vorausschauende Planung könnte den fehlenden personellen Kapazitäten entgegenwirken. Diese Erkenntnisse des BiB fließen auch in den 5. Bericht zur Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen ein, der vom Bundesfinanzministerium herausgegeben wird.
Späteren Renteneintritt fair gestalten
Anstiege bei der Lebenserwartung verlängern die Zeit in der Rente. Diesbezüglich könnte es Entlastung bringen, wenn mehr Menschen länger arbeiten würden. Bei Maßnahmen, die auf einen späteren Renteneintritt zielen, muss aber berücksichtigt werden, dass die Lebenserwartung von sozial besser gestellten Personen deutlich schneller ansteigt als von anderen Gruppen. Würde dies nicht berücksichtigt, könnten Maßnahmen als sozial unfair angesehen werden.
Pflege verändert sich
Mit einem zeitweise starken Anstieg des Pflegebedarfs ist nach 2030 zu rechnen. Familienmitglieder werden voraussichtlich bei der Pflege an Bedeutung verlieren, da die Babyboomer im Durchschnitt weniger Kinder haben und diese häufig auch weiter entfernt wohnen. Hier könnten zum Teil „junge Alte“ auf ehrenamtlicher Basis unterstützen.