Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

28.07.2016Konsequenzen der demografischen Entwicklung werden spürbarer: Neue Broschüre des BiB

Die Broschüre „ Bevölkerungsentwicklung 2016 – Daten, Fakten, Trends zum demografischen Wandel“ gibt einen Überblick über den demografischen Wandel, seine Ursachen und Konsequenzen. Im Bereich Außenwanderungen wird umfassend über die Zuwanderung von ausländischen Staatsbürgern nach Deutschland und die einzelnen Zuwanderergruppen informiert.

Titelseite der Broschüre „Bevölkerungsentwicklung 2016. Daten, Fakten, Trends zum demografischen Wandel“

Die folgenden Aspekte geben einen Einblick in die Thematik der Broschüre.

Abbildung 1 zeigt die Anteile der Altersgruppen unter 20, ab 65 und ab 80 Jahre, Deutschland 1871 bis 2060 - Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war nur jeder Zwanzigste im Alter 65 Jahre und älter, mittlerweile ist es jeder Fünfte. Abbildung 1: Anteile der Altersgruppen unter 20, ab 65 und ab 80 Jahre, Deutschland 1871 bis 2060 Abbildung 1 zeigt die Anteile der Altersgruppen unter 20, ab 65 und ab 80 Jahre, Deutschland 1871 bis 2060

Alterung der Gesellschaft

Unter den Annahmen der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wird der Anteil der unter 20-Jährigen bis zum Jahr 2060 auf rund 16 Prozent absinken und derjenige der älteren Menschen ab 65 Jahre weiter auf 32 Prozent ansteigen. Begründet ist dies durch das niedrige Geburtenniveau, das vor allem in Westdeutschland schon seit rund 40 Jahren das Geburtengeschehen bestimmt. Dadurch nimmt der Umfang der nachwachsenden Generationen deutlich ab – jede Kindergeneration ist fast um ein Drittel kleiner als ihre Elterngeneration, wobei ein Generationenabstand heute bei etwa 30 Jahren liegt.

Langfristig verringert sich damit nicht nur die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 20 Jahre von heute 14,8 Millionen auf elf bis zwölf Millionen, sondern auch die Erwerbsbevölkerung von knapp 50 Millionen könnte um rund ein Viertel absinken. Die Hauptauswirkungen sind dabei in den Jahren nach 2020 zu erwarten, wenn die geburtenstarken Jahrgänge – die Babyboomer – aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Bis 2020 haben wir es vor allem mit einem Alterungsprozess innerhalb der Erwerbsbevölkerung zu tun.

Den stärksten Anstieg wird es in Zukunft bei den Hochbetagten ab 80 Jahre geben, was zu steigenden Anforderungen im Pflege- und Hilfebereich führen wird. Während ihr Anteil im Jahr 1871 noch unter 1 Prozent lag, gehören heute bereits fast 6 Prozent der Bevölkerung zu dieser Altersgruppe und bis zum Jahr 2060 wird mit einem Anstieg auf mehr als 12 Prozent gerechnet. Das heißt, jeder Achte wäre im Deutschland des Jahres 2060 mindestens 80 Jahre alt. Damit wäre der Anteil 80-Jähriger und Älterer nur wenig niedriger als der der unter 20-Jährigen.

Familiennachzug im Rahmen der Außenwanderung

Der Familiennachzug spielt im Rahmen des Zuzugs von Ausländern nach Deutschland eine wichtige Rolle, zwischen 2006 und 2014 zogen aus diesem Grund fast 500.000 Personen nach Deutschland.

Wichtigstes Herkunftsland bildete die Türkei, aus der 15 Prozent aller dabei nach Deutschland gekommenen Personen stammten. Mit deutlichem Abstand folgen danach Personen aus Serbien/Kosovo/Montenegro mit insgesamt rund 8 Prozent. Auch Personen aus Russland stellen im Rahmen des Familiennachzugs mit rund 7 Prozent noch einen erheblichen Anteil, der vor allem im Zusammenhang mit dem Zuzug von Spätaussiedlern und ihren Familienangehörigen stehen dürfte. Mit jeweils rund 5 Prozent folgen Familienangehörige aus den USA und Indien.

Am häufigsten handelt es sich dabei um Ehefrauen, die zu ihren deutschen Ehemännern nach Deutschland zogen, das waren im Zeitraum von 2006 bis 2014 etwa 130.000 Frauen. An zweiter Stelle stehen mit 116.000 Frauen die Ehefrauen, die zu ausländischen Ehemännern nach Deutschland kamen. Die dritte große Gruppe im Rahmen des Familiennachzugs bildeten die 114.000 Kinder, die zu ihren Eltern(teilen) nach Deutschland zogen.

Lebensform

Betrachtet man heute die erwachsene Bevölkerung nach ihrer Lebensform, so wohnen 29 Prozent von ihnen als Ehepaar ohne Kind zusammen, die zweitgrößte Gruppe stellen die Alleinstehenden mit 27 Prozent und erst an dritter Stelle kommen mit 23 Prozent die Ehepaare mit Kindern (minderjährige oder erwachsene Kinder) im Haushalt. Dies ist das Ergebnis des seit Jahrzehnten niedrigen Geburtenniveaus, der steigenden Lebenserwartung und des geringeren Verheiratungsgrades jüngerer Menschen. Noch 1996 bildeten Ehepaare mit Kindern die am weitesten verbreitete Lebensform erwachsener Personen.

Die Lebensformen der Bevölkerung im Hinblick auf Partner- und Elternschaft weisen immer noch nennenswerte Differenzen zwischen west- und ostdeutschen Bundesländern auf, wobei die Dynamik der Veränderungen in Ostdeutschland deutlich höher lag und die Unterschiede sich verringern. Herausgegriffen wird hier die Altersgruppe von 30 bis 44 Jahren, weil dort davon auszugehen ist, dass die Mehrzahl der Kinder bereits geboren wurde und den Haushalt noch nicht wieder verlassen hat. Der Anteil der in Partnerschaften Lebenden mit Kindern in Westdeutschland verringerte sich von 60 Prozent im Jahr 1996 auf 51 Prozent im Jahr 2014, in Ostdeutschland (einschließlich Berlin) sank er im gleichen Zeitraum sogar von 66 auf 48 Prozent. Alleinstehende ohne Kind und ohne Partner waren in Westdeutschland 1996 anteilsmäßig noch stärker vertreten als in Ostdeutschland (knapp 17 gegenüber 13 Prozent). Diese Situation hat sich in den letzten fast 20 Jahren umgekehrt. Das ostdeutsche Niveau hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt, womit diese Lebensform im Jahr 2014 mit 30 Prozent eine weitere Verbreitung gefunden hat als in Westdeutschland mit 26 Prozent.

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