16.12.2015Anstieg der Geburtenrate auf 1,47 Kinder je Frau
Im Jahr 2014 ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Geburtenrate in Deutschland zum dritten Mal in Folge auf 1,47 Kinder je Frau angestiegen. Deutet sich hier eventuell eine Trendwende bei der Geburtenentwicklung an? Dr. Jürgen Dorbritz und Dr. Martin Bujard vom BiB erläutern die Hintergründe im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa).
Beide betonen, dass hier eine spannende Entwicklung zu beobachten ist, die nach über 40 Jahren stagnierender Geburtenraten auf niedrigem Niveau eine Trendwende für die Fertilitätsentwicklung in Deutschland anzeigen könnte.
Verantwortlich dafür seien in erster Linie vor allem familienpolitische Maßnahmen wie etwa Verbesserungen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dr. Bujard wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich auch im internationalen Vergleich ein Einfluss von Kinderbetreuungsinfrastruktur auf die Geburtenhäufigkeit nachweisen lässt, der zeitverzögert wirkt. Allerdings ist die Geschwindigkeit, mit der dies nun in Deutschland geschehe, schon überraschend, betonte Dr. Dorbritz.
So sei insbesondere bei den Akademikerinnen der Anstieg der Kinderlosigkeit gestoppt, stellte Dr. Bujard fest. Allerdings gebe es Anzeichen dafür, dass die Kinderlosigkeit bei den Frauen mit einer Lehre oder Ausbildung weiter ansteige. Untersuchungen des BiB zu Familienleitbildern in Deutschland zeigen, dass Kinder nicht als etwas Negatives betrachtet werden. Die vorherrschende Meinung ist, dass Kinder einfach zum Leben dazu gehören und es bunter und vielfältiger machen, erläuterte Dr. Dorbritz.
Für eine genauere Einschätzung sei allerdings die endgültige Kinderzahl der Frauenjahrgänge noch aussagekräftiger als die Ziffer einzelner Jahre. Hier zeigt sich ein noch deutlicherer Anstieg: Bekamen Frauen des Geburtsjahrgangs 1968 1,49 Kinder, so kommen die Mitte der 1970er Jahre geborenen Frauen auf knapp 1,6 Kinder, erklärte Dr. Bujard.
Diese Entwicklung hat allerdings für die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland keinen Einfluss. Denn nach wie vor ist die Geburtenrate auf sehr niedrigem Niveau und die Sterberate im Vergleich noch immer deutlich höher. Nach der Ansicht von Dr. Dorbritz wirken sich 20.000 oder 30.000 zusätzliche Geburten hier gar nicht aus, gerade wenn zugleich eine Million Flüchtlinge im Jahr nach Deutschland kommen.